Kichererbsen mit Spinat „Espinacas con Garbanzos“ vegane Tapa aus Sevilla

Um in Spanien eine vegane Tapa zu finden, müssen Reisende schon lange suchen. Außer der Tortilla Española, den Pimientos de Padrón und den „Papas Arrugadas“ stehen vor allem Meeresfrüchte und Fleischgerichte in den Vitrinen der Tapa-Bars. Das Rezept „Espinacas con Garbanzos“, Kichererbsen mit Spinat, ist ein veganes Gericht mit langer Tradition. Die traditionelle Tapa wird in und um Sevilla insbesondere in den Wintermonaten und in der Fastenzeit gegessen.

Kichererbsen, Spinat, Cumin, Knoblauch: vegane Tapa

Sevilla, die Heimat des Gerichts, liegt nicht direkt am Meer, sondern 80 km landeinwärts am Guadalquivir, der bis zum Hafen von Sevilla sogar für große Seeschiffe befahrbar ist. Es gibt einen Yachtclub in der Stadt, der sich aber hinter Brücken und Schleusen verbirgt. Ohne Schleusen und nur 6 km vor Sevilla eignet sich der kleine Puerto Gelves viel besser zum Festmachen. Wer eine Abwechslung vom Atlantik braucht und Kunst & Kultur sucht, kann die Flusstour vorbei an dem schönen Naturpark Doñana versuchen. Allerdings ich kann mir nicht vorstellen, dass die Reise durch den Andalusischen Glutofen im Sommer wirklich ein Erlebnis ist. Im Moment liegen solche Ziele ohnehin in weiter Ferne.

Fernwehküche: DIe Herkunft der „Kichererbsen mit Spinat“ Tapa

Die Herkunft der ungewöhnlichen Tapa liegt nicht in Andalusien, sondern weiter östlich, in der Levante. Spinat stammt aus dem alten Persien, arabische Händler brachten den „isbanāh“ zuerst in den Mittelmeerraum und später nach Spanien. Laut Aufzeichnungen ist das grüne Blattgemüse seit Ende des 12. Jh. in Andalusien zu Hause. Auch die Zutaten Kichererbsen und Cumin, gängige Zutaten der arabischen und jüdischen Küche, sind seit langem in Spanien bekannt.

Wer jetzt abkürzen möchte und nichts weiter über die spannende Herkunft erfahren möchte, kann sich das Rezept  als Print-PDF unter diesem Link hier herunterladen.

Blick auf Marocco Strasse von Gibraltar
Im Jahr 711 n. Chr. begann bei Gibraltar die Maurische Eroberung Spaniens

„Espinacas con Garbanzos“ Wie kam das Gericht nach Spanien?

Die Geschichte Spaniens ist blutig und bewegt. 711 überquerten die Mauren unter der Führung von Tāriq ibn Ziyād die Straße von Gibraltar. Rasch eroberten sie Andalusien und die ganze Iberische Halbinsel. Unter der langen maurischen Herrschaft begann eine kulturelle Blütezeit in der islamische, spanische und jüdische Kulturen für damalige Verhältnisse vergleichsweise harmonisch zusammenlebten oder zumindest in relativer Toleranz nebeneinander existieren konnten. Beeindruckende Bauwerke wie die Alhambra in Granada, die Mezquita in Córdoba oder der Alcázar in Sevilla entstanden. Wissenschaft, Kunst und Kultur erlebten ein goldenes Zeitalter. Durch das Miteinander konnte auch die jüdische Kultur in Andalusien eine Periode kultureller und wirtschaftlicher Blüte erleben.

Ob erst die Mauren das Kichererbsen-Rezept nach al-Andalus brachten oder ob es schon vorher von den dort ansässigen jüdischen Sephardim zubereitet wurde, ist nicht gesichert. Vermutlich war es in beiden Kulturen bekannt. Jedenfalls passt das vegane Rezept hervorragend zu den jüdischen Speisegesetzen, weil es weder Fleisch noch Milchprodukte enthält.

Ein Meer von Tränen: die leidvolle Geschichte Andalusiens

Mit der spanischen Reconquista, der über Jahrhunderte andauernden Rückeroberung endete 1492 die Herrschaft der Mauren. In diesem Jahr fand auch der endgültige Exodus der Juden aus Spanien statt. In Sevilla wurde das Ende der Toleranz schon 100 Jahre früher eingeläutet. 1391 kam es zu einem furchtbarem Pogrom gegen die jüdischen Stadtbewohner. Nach der Vertreibung der Juden und Araber sank die Wirtschaftskraft und Einwohnerzahl dramatisch. Sevilla erholte sich erst im 16. – 17. Jh. wieder, als der Überseehandel mit der Neuen Welt Fahrt aufnahm. Die Stadt am Guadalquivir wurde Hauptumschlagplatz des Seehandels und Zentrum der spanischen Kunst. Nach der spanischen „Reconquista“ blieben die Katholiken bei dem Eintopf und integrierten ihn in ihre Küche. Die Sevillanos essen ihn heute noch gerne, vor allem in der Fastenzeit. Kichererbsen sind eine gute Proteinquelle, wenn man weder Fleisch noch Fisch essen möchte.

Gesunde Tapa: frischer Spinat und Kichererbsen

Sämige Sauce mit leichtem Knoblaucharoma

Für Proviantmeister: Der voluminöse, frische Spinat ist für die Bordküche gar nicht geeignet. Eine Schale Baby-Spinat aus dem Supermarkt funktioniert jedoch sehr gut. Meist muss das Blattgemüse noch nicht mal gewaschen werden. In der Packung hält sich er sich – kühl und trocken gelagert – ein paar Tage.

In Spanien gibt es Spinat sogar aus der Dose. Schon Popeye, der Seemann wusste das zu schätzen. Spinatkonserven sind perfekt haltbar, wenn auch wenig ansehnlich. Am ehesten findet ihr „Spinach Leaves“ in Dosen im Indischen Supermarkt oder in Spanien (z.B. von del Monte). In Indien kennt man Kichererbsen mit Spinat ebenfalls, dort heißt das Gericht Palak Chana Dal.

Für die schnelle und bequeme Zubereitung verwende ich Kichererbsen aus der Dose. Wie ihr trockene Kichererbsen am besten kocht, findet ihr beim Hummus Rezept hier.

Die Zutaten für 2 Personen (Raciónes)

  • 1 Schale frischer Babyspinat 100 g – 200 g
  • 1 kleine Dose Kichererbsen (265 g Abtropfgewicht)
  • 3 – 6 Knoblauchzehen (je nach Größe)
  • 2 Scheiben Weißbrot (altbacken ist ok)
  • 1/2 TL Cumin
  • 1 TL Pimentón de la Vera (dulce oder picante)
  • oder Paprikapulver geräuchert oder edelsüß
  • 3 – 4 EL Olivenöl extra vergine
  • 1 Tasse Wasser
  • 1 – 2 EL Sherry Essig (alternativ Zitronensaft)
  • Meersalz
  • Pfeffer aus der Mühle

Variante mit optionalen Zutaten: 1 – 2 EL geschälte, blanchierte Mandeln, Prise Cayenne Pfeffer (nach Geschmack), 1 kleine Zwiebel, 100 ml Tomaten-Passata

Sonniges aus Andalusien, ganz vegan

Altbackenes Weißbrot, getoastet

Die Zubereitung:

Knoblauchzehen pellen und halbieren. Falls notwendig, Blattspinat waschen, putzen und abtrocknen.

Brot toasten und grob würfeln. Alternativ Brotwürfel in einer Pfanne anrösten.

Olivenöl in einem Topf auf mittlere Hitze aufheizen. Die Knoblauchzehen hinzufügen und golden anbraten. Bitte nicht braun werden lassen, Knoblauch wird schnell bitter. Herausnehmen, Topf vom Feuer ziehen, Knoblauchöl aufbewahren.

Die Knoblauchzehen mit dem Röstbrot, Cumin, Salz, Sherry Essig und etwas Wasser in einen Mixbecher füllen und zu einem Brei mixen. Traditionell kann dies auch in einem Mörser erfolgen. In diesem Fall die Zutaten erst mörsern und das Wasser zum Schluss untermischen.

Den Topf mit dem Knoblauchöl wieder auf den Herd stellen (milde Hitze). Paprikapulver hinzufügen und leicht anrösten. Danach die Spinatblätter im Knoblauchöl dünsten, bis der Spinat zusammenfällt. Die abgetropften Kichererbsen und den Knoblauchbrei hinzufügen.

Alles zusammen bei mittlerer Hitze köcheln, bis die Flüssigkeit etwas eingekocht ist. Mit Pfeffer und Salz abschmecken.

Heiß servieren, am besten mit Brot & Oliven und in den traditionellen spanischen Tapa-Tonschalen.

Noch etwas einkochen und fertig

Werkzeuge: Messer, Brett, Pfanne, Mixer oder Mörser

Schmeckt 2020/2021 auch auf Balkonien – Weißwein hilft

Pimenton Picante Paprikapulver Dose
Pimentón, spanisches Paprikapulver mit Raucharoma

Tipps: Wer mag, kann zusätzlich geschälte, blanchierte Mandeln im Mörser oder Mixer zerkleinern. Durch den Mandelbrei wird die Sauce cremiger. Manche spanische Köche braten zusätzlich eine kleine Zwiebel mit dem Spinat an und geben einen Schuss Tomatenpüree dazu. In meinem traditionellen Rezept habe ich darauf verzichtet.

Im Original wird spanisches Pimentón de la vera verwendet. Dies hat ein mildes Raucharoma, alternativ kann auch Piment d’Espellette verwendet werden. Wenn ihr nur Räucher-Paprikapulver aus dem Supermarkt bekommt, dieses bitte sparsamer dosieren, weil dort das Räucheraroma stärker hervortritt.

Ob ihr noch etwas Cayennepfeffer oder Chili dazugeben wollt, ist Geschmacksache, schaden kann es nie.

Ehre wem Ehre gebührt: Zu dem einfachen Rezept hat mich dieses spanisches Video auf Youtube inspiriert, das Video frischt auch meine Spanisch-Kenntnisse auf. Auf der Suche nach der jüdischen Herkunft des Rezeptes, bin ich über diesen Beitrag gestolpert (englisch).

So, das war etwas Fernwehküche für heute. Ich hoffe, dass das Reisen ganz bald wieder uneingeschränkt möglich sein wird. Allen Bars & Restaurants drücke ich fest die Daumen, sei es in Spanien, Deutschland, Dänemark oder dem Rest der Welt. Niemand braucht noch mehr to-go Junk-Food von McDonalds, KFC oder Starbucks. Es reicht.

Hoffentlich bleiben die Tapa Bars und Cafés nicht für immer zu

3 Kommentare zu „Kichererbsen mit Spinat „Espinacas con Garbanzos“ vegane Tapa aus Sevilla

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