Es lässt sich nicht leugnen, der Herbst ist da. Das Schiff steht sturmsicher und trocken in der Halle. Von jetzt auf gleich sind Sommer, Schwüle und zum Glück die Wespen verschwunden. Der Abschied geschieht wie jedes Jahr mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits war der Sommer traumhaft und hätte gerne noch in den goldenen Oktober übergehen können, andererseits entfällt jetzt der Freizeitstress, noch ein allerletztes sonniges Wochenende in Dänemark auf dem Schiff verbringen zu „müssen“.

In dieser Gemütsverfassung, am letzten schönen September-Wochenende, hat mich das Buch Wild & Cosy – Wärmende Rezepte für kalte Tage erreicht. Bei noch 20 Grad blätterte ich mich also durch schöne Bilderstrecken von nebelverhangenen, schottischen Landschaften wie aus Skyfall. Das Ganze garniert mit wunderschönen Rezepten.
Schlagartig wurde ich des Sommers überdrüssig. Und siehe da, der nächste Morgen überraschte mit herbstlichem Seenebel und kühlem Wetter. Da passte dann die Kartoffelsuppe mit geschmortem Lauch und Croutons, die mir spontan auffiel, weil sie nur wenige Zutaten enthält und spontan nachzukochen ist.


„When one door closes another opens“
So schreiben es die Autorinnen Julia Cawley, Saskia van Deelen und Vera Schäper. Und genau so ist es, irgendwann ist das letzte BBQ verglüht und die Sommerbräune verblasst. Dann kommt Wild & Cosy aus dem Thorbecke-Verlag gerade recht. Das Buch macht Lust, sich von einem Herbststurm so richtig durchpusten zu lassen, um anschließend gemütlich einzukehren – oder wie es im Herbst 2020 leider wieder heißt: Bleib zuhause! Gemütlich eingeigelt, genießt man dann das „Coorie“ Gefühl, das schottische Pendant zum dänischen Hygge. Unnützes Wissen: Coorie spricht man ungefähr „Kuhrrie“ aus, mit gerolltem schottischen „R“.

Coorie vs. Hygge?
Same same, but different. Weil das Wetter in Schottland noch wilder und die Landschaften noch spektakulärer sind, bedeutet das schottische „Coorie“ übersetzt etwa „sich zum Schutz ducken“ aber auch „kuscheln oder schmiegen“. Das sanftere Dänemark setzt auf das Hygge Gefühl, was eher Gemütlichkeit und Wohlgefühl mit Freunden oder Familie und eine herzliche, gemeinschaftliche Atmosphäre bedeutet. Coorie ist in diesem Herbst dann wohl angesagt.
Das Buch ist wie seine Vorgänger der „Hello“ Serie in Kapitel unterteilt. Unter „Warm Up“ finden sich Waffeln, Eierspeisen, Stullen und Porridge. Im Abschnitt „Heiß und Flüssig“ gibt es Suppen, Stews und Heißgetränke. Von „Meer und Weide“ kommen Rezepte mit Fisch, Fleisch und Geflügel. Zur „Tea Time“ gibt es Süßes und Sandwichs. Aber auch Vegetarier kommen nicht zu kurz. „Aus dem Garten“ stammen Rezepte mit viel Gemüse und Obst und mit etwas Käse und Fleisch. Zum Nachtisch werden „Sweets und Threats“ serviert.
Trotzdem sind die Rezepte keine komplizierten schottischen Zubereitungen, wie Haggis oder Cullen Skink, sondern einfache Wohlfühlrezepte mit leicht erhältlichen Zutaten. Whisky darf trotzdem nicht fehlen.


Viel Sahne und Butter: Kartoffelsuppe mit geschmortem Lauch und Croutons
Die Suppe ist für den Hunger nach einer dreistündigen Wanderung durch graue Landschaften oder nach einem langen Segeltörn im Herbst konzipiert. Butter und Sahne spielen die Hauptrolle. Dazu kommen Kartoffeln, Lauch, Kräuter, Brot, Pfeffer, Salz und Honig. Den Honig musste ich durch würzigen Ahornsirup ersetzen, der hervorragend gepasst hat.
Für die Croutons habe ich ein Natursauerteig-Roggenbrot gewürfelt, um den Geschmack noch herzhafter zu machen. Statt Petersilie habe ich Thymian verwendet. Improvisation ist alles.
Die Zutaten für etwa 1,25 l Suppe, (zwei große Suppenteller)
- 1 Becher Sahne (200 – 250 ml) oder H-Kochsahne
- 2 Scheiben Brot, am besten Sauerteigbrot
- 1–2 EL Olivenöl
- Salz, Pfeffer aus der Mühle
- Muskatnuss, frisch gerieben
- 600 ml Hühnerfond (alternativ Gemüse- oder Rinderbrühe)
- 3–4 Kartoffeln (mehlig kochend)
- 70–130 g Butter (Menge nach Geschmack)
- glatte Petersilie, alternativ Thymian oder Majoran
- 1 größere Lauchstange
- 1 TL Honig oder Ahornsirup
Anmerkung: Das Verhältnis der Zutaten habe ich zugunsten der Kartoffeln verändert. Im Original sind nur 200 g Kartoffeln aufgelistet, dafür aber sehr viel Butter. Das schmeckt sicher traumhaft sahnig, garantiert mir und meinem Internisten beim nächsten Check-up allerdings Schweißausbrüche. Das Original ist feiner in der Zubereitung. Im Rezept werden 100 ml Sahne vorab steif geschlagen und erst zum Schluss untergemixt. Diesen Schritt habe ich ausgelassen. Bei einem edlen Dinner kann diese „Schäumchen“ Suppe sicher beeindrucken, ich werde das demnächst zu Hause versuchen.
Und gelingt meine einfache Zubereitung:


Brot mit der Rinde in kleine Würfel schneiden und mit Olivenöl im Pfännchen mit Thymian, Salz und Pfeffer knusprig anrösten. Die Croutons herausnehmen und bereithalten.
Wasser erhitzen und den Hühnerfond, zum Beispiel von Chef, auflösen. Kartoffeln schälen, in Stücke schneiden und in Brühe und Sahne gar kochen. Wenn die Kartoffeln gar sind, mit dem Stabmixer pürieren. Mit Salz und Pfeffer aus der Mühle abschmecken. Butterflocken (Menge nach Geschmack) zugeben, schmelzen lassen und unterrühren.
Parallel dazu den Lauch putzen. Lauchstange längs aufschneiden und Sand gründlich abwaschen. Lauch in feine Ringe schneiden und mit einem Esslöffel Butter im Pfännchen bei mittlerer Hitze andünsten. Gehackten Thymian oder Petersilie unterheben. Mit Pfeffer und Salz abschmecken. Der besondere Clou des Rezepts: Mit Honig oder Ahornsirup abschmecken. Dies verleiht dem geschmorten Lauch eine feine Süße, was hervorragend schmeckt.
Die heiße Kartoffelsuppe zum Schluss noch einmal aufmixen. (Nach dem Original Rezept jetzt die steif geschlagene Sahne dazugeben und kurz aufschäumen). Auf Teller oder Schalen verteilen, mit den knusprigen Croutons, dem geschmorten Lauch und Kräutern dekorieren. Noch frische Muskatnuss darüber mahlen und sofort servieren.
Tipp: Als Hühnerfond eignet sich zur Not ein Gemüse- oder Hühnersuppen-Brühwürfel. Es lohnt sich aber, Gemüsebrühe selbst zu machen, was eine perfekte Resteverwertung für älteres Wurzelgemüse und Kräuter ist



PS: Mehr über Wild & Cosy findet ihr auch bei Britta von „My Daily Meer“. Sie hat einen Porridge mit geschmorten Weintrauben und Whisky nachgekocht, der sich sehr lecker liest.
Das Buch wurde mir vom Thorbecke Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Ich bespreche es gerne, weil ich es sehr gelungen finde und es mich inspiriert. Es passt perfekt zu meinem Blog. Vielen Dank an die Autorinnen und an den Verlag. Respekt.

Ein toller Bericht, den ich sogar bis zu Ende gelesen habe. Die Bilder machen richtig Spaß. Liebe Grüße aus Düsseldorf, Claudia
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Danke für das wirklich schöne Kompliment. Ich fürchte auch, dass viele Beiträge gar nicht gelesen werden. Umso mehr freut es mich, dass ich es diesmal geschafft habe.
Liebe Grüße zurück aus Hamburg. Cornelia
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Lecker, aber neeeeiiiin, bitte, bitte keinen Brühwürfel. So groß kann die Not doch gar nicht sein. Da wo es den Lauch gibt, gibt es alles für die Brühe. Na gut, wenn auf hoher See noch eine Stange Lauch und ein Brühwürfel in der Kombüse zu finden sind, kann man vielleicht ein Auge zu drücken😉
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Hallo Cornelia, sehr schönes, leckeres Wintersüppchen hast du da zubereitet, hatte ich auch schon öfter zubereitet, aber mit nicht so viel Sahne und Butter. Muss ich mal ausprobieren. Habe allerdings selten Lust, für mich allein zu kochen. Ich hoffe, es geht Euch gut . Mir geht die Einsamkeit und die Dunkelheit auch aufs Gemüt, keiner will mehr ausessen gehen und die Kontakte finden telefonisch statt. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend und bleibt gesund!!!!! Fette, digitale Umarmung Hanni
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Sorry, ich weiß, ich weiß. Das ist ja nur zur Not. Natürlich ich eine selbst gekochte Brühe besser. Im Original sollte es Hühnerbrühe sein. Ein Huhn hatte ich gerade nicht zur Hand.;-) Aber wenigstens war der Brühwürfel aus dem Bio LAden. Liebe Grüße Cornelia
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Liebe Hanni, ich kann das so gut verstehen, dass die Isolation alleine furchtbar ist, und wie sehr dir dein Mann gerade jetzt fehlt. Aufwändig alleine kochen mache ich auch nur für die Fotos. Geht denn wirklich keiner mehr aus? Ganz schlimme Zeiten sind das. Liebe Grüße und halte durch. Cornelia
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Liebe Cornelia, ein leckeres Süppchen ist bei diesem grauen Herbstwetter genau das Richtige. Deine fleischlose Alternative klingt interessant, vielen Dank fürs Teilen des Rezepts!
Ahoi und liebe Grüße, Martina
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Liebe Martina, absolut. Und der Speck fehlt gar nicht. Lecker ist der leicht süßliche geschmorte Lauch. Und Croutons sowieso. Liebe Grüße Cornelia
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Macht echt Appetite, tolle Bilder und zusätzlich noch interresante Infos!
Wäre jetzt genau das Richtige (ist nämlich soeben ein kleines Landunter hier auf der Hallig).
Lieben Gruß Helmut
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Hallo Cornelia,
sehr lecker, wobei ich zugeben muss, dass ich kein Freund von Croutons bin. Saugen sich meiner
Meinung nach immer zu sehr mit Öl voll. Daher meine kleine Abwandlung mit Würfeln von schottischem
Räucherlachs….. 🙂 LG aus Köln
Oliver
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Hallo Oliver, mit schottischen Räucherlachs schmeckt die Suppe bestimmt noch besser und ist 100% coorie. Wildlachs oder Zucht? Und lässt du den Räucherlachs nur kurz ziehen? Und das mit den Croutons kann ich gar nicht verstehen. 😉 Liebe Grüße aus Hamburg nach Kölle Cornelia
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Wildlachs, in dem Fall von Fishtales. Ich habe den nur klein gewürfelt und oben noch auf Lauch und Suppe verteilt. Der ist ja quasi „gar“ und muss nur kurz was warm werden. LG und SchöWe 🙂
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Sehr vorbildlich. Fishtales ist ein sehr sympathisches Unternehmen, der Inhaber Bart van Olpen macht auch gute Youtube Videos. ( Alles mit Fisch und Dosenfisch, also kombüsentauglich)
PS: Habe gerade auf deinem Blog gestöbert. Auf Samsö haben wir uns dieses Jahr knapp verpasst. Und auch wir haben den Rosé im Vaerftet und das Barefootfeeling in Ballen genossen. Bei dem Traumwetter mein absoluter Sehnsuchtsort. Auch wenn der Hafen gerappelt voll war, mit zum Teil 5er Päckchen. Zum Glück hatten wir einen guten Platz in einer Box vor der Rögeri. Letztes Jahr hatten wir Wetterpech.
PS: ich habe bei dir keine Kommentarfunktion gefunden. Liebe Grüße und schönes Wochenende Cornelia
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Sehr leckeres Süppchen! Nehme keine Gemüsebrühe, sondern Kräuter, Sellerie, Lorbeerblatt, was halt da ist. Und auch die Fotos sind echt klasse! Werde bestimmt noch weitere Leckereien von dir kochen. Viele Grüße aus Köln, Simone
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Hallo Simone, zu nehmen, was da ist, ist immer eine gute Idee, wenn nichts verschwendet werden soll. Danke für deinen Kommentar, liebe Grüße aus Hamburg, Cornelia
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Tolle Variante. Hier gibt’s auch häufiger Kartoffelsuppe, aber diese Variante wird definitiv mal probiert. Viele Grüße, Kerstin von http://www.casaschnerr.com
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