„Senfeier“ ist eines dieser Kindheitsgerichte, das ein leichtes Gruseln aber auch spontane Begeisterung hervorrufen kann. Letzteres vor allem, wenn die Senfeier und die Senfsoße gut gemacht sind. In meinem Rezept verwende ich original Bautz’ner Senf, die Traditionsmarke aus dem Osten. Not machte erfinderisch, in der DDR waren die Senfeier sehr beliebt.

Das Gericht ist für mich wie ein vergessener Song auf einer alten LP (ich schreibe bewusst LP ;-)), der beim Anhören ganz heimelige Erinnerungen weckt. Mit dieser Hausmannskost verhält es sich es ähnlich. Durch Zufall bin ich darüber gestolpert und neugierig geworden.
Senfeier – Das Rezept wenn man fast nichts mehr gebunkert hat
Senfeier sind perfekt, wenn sich die Speisekammer oder die Proviantkiste leert und auf Zutaten zurückgegriffen muss, die noch an Bord sind. Zusammen den weltberühmten neuen Kartoffeln aus Samsø, einer guten Senfsorte und Bio-Eiern, entsteht daraus ein schmackhaftes, vegetarisches Gericht.

Die gefürchtete Mehlschwitze?
Also wage ich mich an meine erste Mehlschwitze. Die ist gar nicht so schlimm wie befürchtet und ist außerdem eine der schnellsten Soßen überhaupt. Aus den unzähligen Rezepten diverser Kochportale erschien mir dieses am plausibelsten:

Die Zutaten für etwa 1/2 Liter Senfsoße für 2 Personen
- 2 EL Butter
- 1 EL Mehl
- etwa 350 ml Gemüsebrühe (am besten selbstgemacht)
- 150 ml Vollmilch (es darf auch Sahne sein, z.B. H-Kochsahne)
- 2 EL Senf nach Wahl (z.B. Bautz’ner)
- Meersalz
- Pfeffer aus der Mühle
- 1 Prise Zucker
- 1 Spritzer Zitronensaft
- 1 Beet Kresse und/oder Schnittlauch
Dazu: 4 Bio-Eier und Kartoffeln
Hier geht es zur Zubereitung der Senfeier:
Die Kartoffeln in der gewünschten Zubereitungsart zum Beispiel Salz- oder Pellkartoffeln aufsetzen. Etwa auf halber Strecke mit der Soße beginnen. Wer abkürzen will, kann sich das Senf-Eier Rezept unter diesem Link als PDF downloaden.
Die Butter im Topf erhitzen, bis diese anfängt zu schäumen. Mehl dazugeben und unter kräftigem Rühren anschwitzen, bis die Mischung ebenfalls schäumt. Nicht braun werden lassen, es dürfen auch keine Klümpchen entstehen. Danach die Gemüsebrühe und die Milch (wer Kalorien mag, darf auch Sahne nehmen) nach und nach unterrühren. 10 – 15 Minuten köcheln lassen. Aufpassen, dass nicht anbrennt, deshalb oft umrühren.
In der Zwischenzeit die Eier einpieksen und kochen. Ich mag sie wachsweich, das dauert etwa sechs Minuten, je nach Größe der Eier.
Die Sauce jetzt mit dem Senf, Salz, Zitronensaft und Zucker würzen, bis eine schöne Balance zwischen Senfgeschmack, Süße und Säure entstanden ist. Abschmecken und bei Bedarf noch mehr Senf dazugeben.
Die Sauce möglichst nicht mehr kochen lassen. Eier pellen und in die Soße geben.

Klassisch werden dazu Salzkartoffeln serviert, ich mag Pellkartoffeln lieber. Für einen frischen Akzent schneide ich noch etwas Kresse (alternativ auch Schnittlauch) über die halbierten Eier. Sofort servieren, sonst gibt es Haut! Brrr.
Tipp: Wer sich partout nicht mit Mehrschwitze anfreunden kann, kann auch eine fein gewürfelte Zwiebel in Butter anschwitzen, Senf dazugeben und mitbrutzeln lassen. Mit Flüssigkeit (Gemüsebrühe & Sahne) auffüllen, abschmecken und einköcheln lassen. Alles vom Feuer nehmen und noch etwas kalte Butter aufmontieren. Das macht die Soße sämiger.
Beide Versionen schmecken gut. Die verpönte Variante mit Mehlschwitze ist eben der Klassiker. Natürlich darf die Soße nicht verkleistern, deshalb habe ich etwas weniger Mehl genommen. Ich bin gespannt, welche Variante ihr mögt.

Werkzeuge: 2-3 Kochtöpfe, Messer, Schneebesen und Brett
PS: An welchen Song habe ich mich nun erinnert? An solide, rockige Hausmannskost aus den siebziger Jahren und mit ganz viel Soul. Danke und Sorry für den Vergleich, Graham Parker.
wie wäre es mit“ Imagine“ von John Lennon? Habe noch ne LP zum Träumen da. Die Senfeier kommen da gerade recht. Mein „Küchenpersonal“ hat gerade 5 Eier gekocht, weil zu viele Eier den Kühlschrank sprengen. Deine Vorschläge sind immer willkommen. Das Gericht sieht sooo gut aus. Wird sofort nachgemacht. L.G Johannes F.G.
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Imagine dazu? Niemals. Da würde sich John Lennon im Grab umdrehen.
Das passt maximal zu meinen Thai-Lieblingsessen. 😉 Außerdem war das Lied nie weg. Aber viel Spaß mit Euren Eiern. Liebe Grüße Cornelia
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Mhmmmm *schlurps*… Das hatte ich völlig vergessen, dabei habe ich es als Kind so gern gegessen! Kommt auf die To-Do-Liste. 😊
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Ging mir genauso. In einem Restaurant habe ich es wiederentdeckt. Ich glaube es war in Berlin. LG Cornelia
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ich weiß ja leider nicht, was meine Mutter da immer reingemischt hatte, aber wenn es bei uns Senfeier gab, yammoammi, sind anschließend alle in einen tiefen Mittagsschlaf versunken 😀
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Auch ein guter Tipp, für Eltern 😉
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Hihihi…das ist hier in meinem ‚Exil‘ immer noch ein beliebtes Gericht…gibt es sogar als Konserve http://www.ossiladen.de/shopping/product_info.php/info/p11064_2-Senfeier—Keunecke–.html Deine ERSTE Mehlschwitze, Cornelia? Echt jetzt? Ist ein absoluter Klassiker und gehörte nicht nur zu Oma’s und Moma’s Küche, sondern ist auch nach wie vor in vielen französischen Standardrezepten präsent (‚Roux‘) – unverzichtbar für manche Gerichte! Warum das so verpönt ist, hat sich mir bis heute nicht erschlossen – man braucht nur winzige Mengen um eine Sauce einzudicken – und dann hat die Sauce erheblich weniger Fett, als wenn man sie mit kalter Butter ‚montiert‘.
Übrigens – diese Senfsauce ist auch ein Klassiker zu pochiertem Schellfisch-Filet 😉
Liebe Grüße
Tommy
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Huahua… Senfeier aus der Büchse. Zur Zeit nicht lieferbar. Zum Glück. 😉 Aber es stimmt, ausser einer Bechamel Soße für Moussaka zu Studentenzeiten, habe ich das noch nie gemacht. (Von Kochen konnte man damals aber noch nicht sprechen) Aber demnächst gerne wieder, denn es war wirklich lecker. Und du hast recht, von der Soße kann man gerne noch eine Kelle mehr löffeln, denn bis auf das bißchen Mehl und Butter hat sie gar nicht so viele Kalorien.
Kochfisch steht ganz oben auf der Liste. Aber auch pochierte Eier will ich demnächst versuchen.
Liebe Grüße Cornelia
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hallo
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Ok, es klappt wieder 😉 Für mich das Beste Essen! Ich liebe es. Letzte Woche noch daran gedacht. Danke für deine köstliche Erinnerung.
Liebe Grüße Karin
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