„Denna dagen ett liv.“ – „Dieser Tag ein Leben“ Das sagt Vater Melcherson, während seiner „Ferien auf Saltkråkan“. Gemeint hat er, dass man gerade an diesem Tag so leben sollte, als hätte man nur den einen. Auf Samsø fällt das nicht allzu schwer. Wer jetzt noch ein paar Tage Zeit hat, könnte noch Kurs auf die Insel nehmen. Am 23. September ist Herbstanfang, die Segelsaison auf der Ostsee leider fast vorbei.

Was ist nun das charmante an Samsø ?
Auch wenn Samsø noch nicht in Schweden liegt, so fühlt sich die Insel schon fast so an, wie die von Astrid Lindgren erdachte Insel Saltkråkan.
So wurde aus unserer geplanten „Rund-Fünen-Tour“ Mitte August, dann nur eine entspannte „Rund-Samsø -Woche“. Das bedeutete weniger Segeln, mehr Leben und noch mehr gutes Essen. Meilen machen ist sowieso nicht so mein Ding. Sieben Tage auf einer wunderschönen Insel? Das schon viel eher.
Die Insel Samsø – Natur pur auf 27 km Länge
Samsø ist einfach entspannt. Dafür sorgen 120 km Küste, Wälder, Hügel, Strände, eine fast unberührte Natur und die netten Menschen. Die sonnige Insel hat durchschnittlich mehr Sonnenstunden als der Rest des Landes. Das Klima ist mild, der Wind bläst die Wolken einfach schneller weg, oder sie kommen erst gar nicht hier an.
Samsø wird auch als Dänemarks Gemüsegarten bezeichnet. Überall wächst frisches Obst und Gemüse. Große Supermärkte gibt es nicht, aber dafür viele kleine Läden und Straßenstände, die lokale Produkte anbieten. Das Label „Bio“ muss hier nicht extra aufgeklebt werden, die Produkte sind einfach so. Die Samsø Kartoffeln sind sogar weltberühmt.
Um die neuen, goldgelben Kartoffeln im April wird ein Hype kreiert, der fast an unseren ersten Spargel erinnert. Gastronomen zahlen bis zu 15 € pro Kilo, und wer die allererste Kartoffel erntet, darf 1000 Kronen (150 €) pro Kilo aufrufen und kommt ins Fernsehen.

Auch positiv: Samsø ist die Insel für erneuerbare Energien und zu 100% CO2-neutral. Das heißt, Samsø produziert mehr Energie, als es verbraucht. Hierbei hilft der Wind natürlich mit, der weithin sichtbare Windpark auf See (und an Land) produziert soviel Strom, dass damit der Energieverbrauch der Fahrzeuge und Fähren ausgeglichen wird.

Das sorgt für das grüne Image der Insel und lockt genau die Touristen an, die das zu schätzen wissen. Jet Skis habe ich hier jedenfalls nicht gesehen. Es gibt ohnehin wenige Autos, aber dafür viele Fahrräder und gute Radwege. Dank überschüssiger Energie können die Autos demnächst auf Wasserstoffantrieb umgestellt werden.
Hier geht es zum Kurs rund Samsø:
Unseren Kurs Rund Samsø segelten wir gegen den Uhrzeigersinn von Ballen über Langør, Mårup und zuletzt Kolby Kås, an der Südwestküste. Das war auch unser Sprungbrett für die kurze Heimreise Richtung Middelfart.

Erster Anlaufpunkt Ballen Havn, so muss ein Hafen sein!
Mit dieser Meinung über Ballen bin ich nicht allein. 2014 wurde Ballen zum Hafen des Jahres ausgezeichnet. Alles wirkt natürlich gewachsen, nicht wie eine Marina vom Reißbrett. Neben der zauberhaften Atmosphäre bietet er auch alle Annehmlichkeiten, von denen ein Segler und Foodie träumt. Gute Restaurants, frischer Fisch, lokale Produkte, einen Handwerksbäcker, einen Kolonialwarenladen, schöne Grillplätze und leere Strände. Wer die Insel erkunden will, kann sich intakte Fahrräder ausleihen (70 Kronen pro Tag). Allein hier hätte ich schon etliche Leben verbringen können. 😉
Was bekomme ich sonst noch geboten? Klares Wasser, gute Infrastruktur, ordentliche Sanitär Anlagen, freies W-Lan. Und zusätzlich den Luxus, alles spontan entscheiden zu können. Ohne zu planen, ohne Reservierungsstress bei fast freier Liegeplatzwahl bis zum Nachmittag.

Die Hafengebühr ist mit 150 Kronen aufwärts (rund 20 €) zwar etwas höher als in der Dänischen Südsee, aber das ist es auch wert. Ich werde es ohnehin nie verstehen, warum sich Segler mit den dicken Yachten immer darüber aufregen. Geiz ist geil?
Endlich gut auswärts essen. In Ballen kein Problem.
Bei den vielen Restaurants und dem schönen Wetter haben wir nicht selbst gekocht, sondern die Restaurants ausprobiert. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Wir haben uns für das „Skipperly“ entschieden und es nicht bereut. Hier wird anspruchsvoll und mit lokalen Produkten gekocht. Die Gaststube ist liebevoll eingerichtet, der Garten lauschig, die Preise sind angemessen. Nach einer Woche Kriechgang in der Kombüse machen weiße Tischdecken und kalter Wein aus schönen Gläsern auch wieder richtig Spaß. 😉
Mittags gab es Räucherfisch oder Fisch & Chips direkt im Hafen vom Fiske Imbiss. Morgens krosse Brötchen und Vollkornbrot aus der Handwerksbäckerei. Aufbackware vom Discounter? Fehlanzeige.
Es gibt noch weitere Restaurants in Ballen, wie das Dokken oder das SAX. Wir haben nicht alle geschafft, aber alle sahen gut aus. Am besten dazu mal bei Tripadvisor nachschauen.
Auch der historische Købmand direkt in Ballen lohnt sich. Für das BBQ am Strand gibt tolle Pølser zum Mitnehmen und andere Produkte von der Insel.
Die drei anderen Häfen auf Samsø
Das Kontrastprogramm zu Ballen ist der Hafen von Langør – ein Naturhafen, der schon seit der Wikingerzeit existiert. Er liegt geschützt im Nordosten der Insel, am Eingang des Stavns Fjord. Im Hafen hat man einen weiten Blick auf das Wasser. Hier gibt es auch eine schöne Räucherei und Kneipe, die sich auf Räucher- und andere Fische spezialisiert hat. Mit viel Glück trifft man dort Viggo Mortensen (König Aragorn) himself, wie ich es der Facebookseite entnehmen konnte. Ich habe ihn leider um 10 Tage verpasst.

Der Hafen war nicht einmal halb voll; allerdings war die Einfahrt nicht ganz einfach. Von Süden kommend, muss man schon genau auf die Karte schauen und auf die Betonnung achten. Zum Glück war kaum Wind. Nördlich von Langør, kann man stundenlang am Strand liegen oder spazieren gehen, ohne dass auch nur eine Menschenseele vorbei kommt. Wo bitte, findet man das noch im August in Europa?
Weiter ging es zur Westseite Richtung Mårup
Dank angekündigten 6-7 Bft aus Osten, haben wir uns dann doch entschlossen, an der Nordspitze vorbei, nach Mårup Havn an der Nordwestküste zu segeln. Südlich des Hafens liegt die schöne Sælvigbucht; die fast irisch anmutende Hügellandschaft „Nordby Bakker“ beginnt direkt hinter den Häusern.

In Mårup versperrt die hohe Steinmole leider den Blick aufs Meer. Auch die Hoffung auf einen echten Sonnenuntergang, hat sich nicht erfüllt, die Steilküste war im Weg. Ab Mitte September, wenn die Sonne weiter im Süden steht, könnte es dort klappen – oder man geht ein paar Meter die Küste hinauf und kann zusätzlich noch einen Blick auf die Insel Thunø werfen.
Ansonsten ist Mårup Hafen wohl das „Deutsche Eck“, denn merkwürdigerweise waren kaum Dänen da. Es gab sogar Seglerprominenz am Steg. Die Weltumsegler Herr und Frau Erdmann lagen mit ihrem schönen Schiff „Kathena Nui“ im Hafen. Das Schiff sah sehr abenteuerlich aus, neben den ganzen Dickschiffen.
Leider war die Kneipe und der Kiosk geschlossen (Mo & Di zu). Einkaufsmöglichkeiten gibt es im 1,5 km entfernten Ort Marup. Im Hafen kann man auch Fahrräder leihen, um die Nordinsel zu erkunden. Sehenswert ist z.B. das Brauhaus in Nordby. Hier gibt es lokales Bio-Bier und Rind von der Insel. Das Fleisch hat hervorragend geschmeckt.
Mårup hat auch einen kleinen Strand und das schnellste WLAN aller Inselhäfen. Das war gut, denn wir waren immerhin 2 Tage eingeweht. Bei 6-8 Bft wollten wir uns mit unserem Schiff nicht wirklich aufs offene Meer hinaustrauen.

Das Verholen durch die Sælvigbucht Richtung Kolby Kas, nur mit der kleinen Sturmfock, hat dann doch sehr viel Spaß gemacht. Vor allem dem Kapitän.
Über Kolby Kas gibt es außer der Pasta Puttanesca nicht viel zu berichten, da hier auch kein Fährbetrieb mehr herrscht, ist echt tote Hose. Gleich nebenan ist ein schöner Strand und hier gab endlich den echten Sonnenuntergang. 😉
Am nächsten Tag ging es dann schweren Herzens zurück nach Middelfart.
Mein Fazit: Samsø ist toll, ich finde die Bilder sprechen für sich. Wer im September noch die Zeit findet, sollte dorthin segeln. Die Wettervorhersage ist noch gut für die nächsten Tage, die Temperaturen liegen bei um die 15 Grad.

„Dieser Tag ein Leben“ – das bedeutet, man soll gerade an diesem Tag so leben, als hätte man nur diesen einen. Man soll auf jeden einzigen Augenblick achtgeben und spüren, dass man wirklich lebt“. (Astrid Lindgren, Ferien auf Saltkrokan)
Auf Samsø gilt das auf jeden Fall.
Da in der Nachsaison nicht mehr alles geöffnet hat, gibt es zum Schluss noch ein paar nützliche Links zur Information:
Visit Samsø, die offizielle Seite von Samsø: visitsamsoe.dk
Viele Infos gibt es auch auf dieser Seite: samsoferienhaus.de/samsoe
Viele Hafeninfos samsoehavne.dk
Restaurant Skipperly in Ballen skipperly.dk
Bageriet Samsö, hier geht es zur Facebook Seite facebook.com/Bageriet.Samsoe
Smokehouse Langør, Räucherei smoke-house.dk
Das Brauhaus in Nordby samsoe-bryghus.dk
Kolonialwarenladen in Ballen kobmandsgarden.dk
Liebe Cornelia,
Das klingt aber schön. Seid ihr noch am Segeln?
Wir flüchten gerade von der Wiesn nach Unterwössen. Gleich Zellerwand mit Bahnes.
Happy Weekend
Calli
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Zellerwand ist auch super…München platzt sicher gerade aus allen Nähten. Wir sind in Hamburg und ich träume gerade vom blauen Himmel auf Samsö…
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Der Mast ist gelegt, die letzte Nacht auf’m Wasser ist angebrochen…nächstes Jahr Samsø ist geplant…dank deiner Beschreibung…GLG hkq
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Ja macht das unbedingt. Langør und Ballen sind einfach super. Je nachdem wie einem der Sinn steht – angenehmer Trubel oder Ruhe – kann man auch schnell mal den Hafen wechseln. Schade mit eurem Mast. Wir haben noch ein bisschen…LG Cornelia
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Hallo, Cornelia,
welch hinreißende Beschreibung Eures ausgiebigen Segeltörns. Die Bilder lassen erahnen, welche Saudade Dich ergreift beim nahenden Ende dieses Sommers. Sie sind allererste Sahne in punkto Werbung für Dänemark und seine wunderschönen Inseln – besonders für Segler. Glaube mir, daß die Dänen sich ähnlich grämen über das Ende diese Saison. In den fiesen, dunklen Wintern werden sie sich genauso sehnen, wie Ihr in HH. Mich hat der Bericht gefesselt und begeistert -danke dafür. Dänemark sollte Dir ’nen Orden verleihen. L.G 🎓Johannes
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Hallo Johannes, danke für deinen Kommentar. Es folgen noch ein paar weitere Stationen der Reise. Die hebe ich mir aber noch auf. Für die Zeit wenn es richtig fies wird, noch haben wir ja ein bißchen Zeit auf dem Wasser. Aber die Sonne steht schon sehr tief, mittlerweile.
Liebe Grüße Cornelia
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Liebe Cornelia, gerade erst habe ich Deinen schönen Beitrag über Samsø entdeckt. In Ballen sind wir im Mai 2014 gewesen und waren – wie Du – restlos begeistert. Vor allen Dingen das „Skipperly“ hat uns in seinen Bann gezogen. Der Fisch, den wir abends auf dem Teller hatten, ist morgens noch im Meer geschwommen. Aber nicht nur das Essen war köstlich, Samsø ist wirklich eine ganz besondere Insel. Traumhafte Fahrradtouren bei bestem Wetter – einfach wunderbar. Aber für Ballen gilt natürlich: Nur in der Vor- oder Nachsaison, sonst wird’s crowded… 😉
Liebe Grüße, Martina ⛵️☀️🇩🇰
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Liebe Martina, ja mich hat es auch total in den Bann gezogen. Zum Glück beginnt die Nachsaison schon Mitte August. Aber mit unserem kleinen Boot muss das Wetter schon passen. Nie sind wir schneller zurückgesegelt als von Samsö nach Middelfahrt…Liebe Grüße Cornelia
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