Die Frage was eine hessische „Grie Soß“ mit Seglerküche zu tun haben soll, lässt sich ganz leicht beantworten: Einfach mal nichts. Denn die Basis dafür sind extrem viele frische heimische Kräuter, Saure Sahne und Schmand. Alles Zutaten, die auf einem Törn nicht lange überleben würden.


Ich bringe das erfrischende Rezept dennoch hier, weil es so perfekt in den Frühsommer und auch zum Spargel Endspurt Ende Juni passt. Außerdem ist es das Nationalgericht meiner hessischen Heimat, die ich hier im Norden oft vermisse.
Als Segler kann man von der Grünen Soße trotzdem etwas für die Proviant-Lagerung lernen. Die Kräuter für die „Grie Soß“ werden traditionell in zwei Lagen Papier eingeschlagen, aufbewahrt und verkauft. Durch diese feuchte und luftdurchlässige Aufbewahrung halten sie sich sehr lange frisch, ohne welk zu werden.
Die Papiertechnik habe ich mir für andere gemischte Kräuter abgeguckt. Auch ohne Kühlung bleiben empfindliche Blättchen erstaunlich lange knackig.

Ein gewissenhafter Verkäufer öffnet für die Kunden das Paket stets, um den guten Zustand der Kräuter zu zeigen. Grüne Soße Pakete wurden auch schon vereinzelt in Hamburg auf dem Isemarkt oder im Frische Paradies geortet. Praktischerweise sind auf dem Papier gleich die Rezepte aufgedruckt. Es gibt leichte und schwerere Variationen, ich bleibe eher bei einer leichteren Variante.

Aber vorher noch etwas zur Geschichte der „Grünen Soße“
Man sagt, die „Grie Soß“ sei von den Römern nach Deutschland gebracht worden. Dort gibt es auch eine Variante, die sogenannte „Salsa Verde“, die ebenfalls sehr lecker ist. Sie enthält mediterrane Kräuter wie Basilikum und Minze, aber keine Milchprodukte.
Ob tatsächlich die Römer oder die frz. Hugenotten den Verläufer bis nach Frankfurt gebracht haben, ist bis heute nicht sicher. Auch umstritten ist, dass die Grie Soß zu „Fuck ju“ Göhtes Leibspeisen gehört haben soll. Es steht zwar auf jeder Packung, das könnte aber auch ein schöner Marketingtrick sein.
Sicher ist nur, dass sieben heimische Kräuter in die Soße gehören, die auch als geschützte regionale EU Marke (g.g.A.) eingetragen werden soll.

Kerbel, Kresse, Borretsch, Sauerampfer, Pimpinelle, Schnittlauch und Petersilie.
Das Mischungsverhältnis kann je nach Jahreszeit schwanken. Doch leider können die „Urkräuter“ nicht einfach ersetzt werden. Kräuter mit starkem Eigengeschmack wie Basilikum, Estragon oder Dill gehören nicht hinein. Sie würden das milde, heuartige Aroma überdecken.
Grüne Soße wird traditionell zu gekochtem Rindfleisch, Schnitzel, Zunge, Fisch oder auch vegetarisch zu hartgekochten Eiern serviert. Kartoffeln gehören immer dazu.
Für alle, die sich die Kräuter selbst zusammen kaufen müssen, was ein teurer Spaß werden kann, hier noch einmal die wichtigsten Zutaten und Hinweise.
Wichtig: tiefgefrorene Kräuter eignen sich nicht wirklich, weil sie zu matschig sind.
Die sieben Kräuter für eine perfekte Grüne Soße im Detail:
Leicht zu bekommen:
- Krause Petersilie (oder glatt), ein verdauungsförderndes Heilkraut
- Schnittlauch: frisch geschnitten bleibt seine leichte Schärfe gut erhalten
- Kerbel: addiert den frischen, zarten Anisduft
- Kresse gibt eine leichte Schärfe
Schwieriger zu bekommen:
- Pimpinelle, sehr seltenes Kraut, schmeckt würzig und leicht nach Gurke
- Borretsch, haarige dicke Blätter, auch gurkenähnlich
- Sauerampfer, sehr saure Blätter, gibt die Säure
Wenn ihr Pimperelle nicht bekommt ist das auch kein Drama. Fünf Sorten sollten jedoch mindestens in der Soße sein.
Und das waren meine Zutaten für eine Schüssel „Grie Soß“
- 1 Paket „Grüne Soße“ Kräuter (bitte Inhalt zeigen lassen)
- 2 Eier, hartgekocht
- 1 Zitrone
- 1 Becher Schmand, 24%
- 1 Becher saure Sahne, 10%
- 3-4 Esslöffel Mayonnaise
- ½ kleine Knoblauchzehe, zerrieben (optional)
- 1 Esslöffel Senf
- 1 Esslöffel Zucker
- Pfeffer, Salz
Tipps: Für die „Grie Soß“ gibt es sehr viele Rezeptvarianten. Mir schmeckt inzwischen die mittlere Mischung am besten. Sie ist nicht ganz so schwer, aber eben auch kein Lightprodukt. Wie viele Kalorien es werden sollen, muss jeder selbst für sich herausfinden. In Wirtshäusern ist oft viel mehr Mayo dran. Nicht so mein Fall.
Die Kräuter sollten immer vorsichtig gewaschen und die Stiele per Hand entfernt werden. Puristen wiegen die Kräuter mit dem Messer, da sich so der Geschmack besser entfalten kann. Für mich die erste Option, außerdem haben wir sowieso keinen Mixer an Bord. Die fertige Soße schmeckt besser, wenn sie einige Stunden oder über Nacht ziehen darf.
Die Kräuter putzen: Welke Blätter aussortieren, die dicken Stiele abzupfen und wegwerfen. Gut waschen und trocken schleudern oder mit Zewa abtupfen.
Aus Schmand, saurer Sahne, Mayo, Zucker, Zitronensaft, Senf, Salz und Pfeffer eine Creme anrühren. Optional: die ½ Knoblauchzehe zerreiben. Wichtig: die Soße soll nur eine hauchzarte Knoblauchnote bekommen. Sie ist kein Tzatziki.
Die zwei Eier hartkochen.
Und jetzt kommt der schwierigste Teil des Ganzen: Das Wiegen der Kräuter mit dem Messer. Am besten faltet ihr sie dazu in Portionspäckchen und schneidet sie im ersten Durchgang so fein es nur geht. Danach wieder zusammenfalten und wiederholen. Solange hacken und wiederholen bis die gewünschte Konsistenz entstanden ist. Bei mir ist das am Schluss eine kompakte, saftig grüne Kräutermasse.
Wenn alle Kräuter fein gehackt sind, diese zu der weißen Soße geben.
Die hartgekochten Eier pellen, abkühlen lassen und ebenfalls fein hacken. Zu den Kräutern und der Soße geben. Alles gut umrühren, noch mal abschmecken und kalt stellen. Am nächsten Tag schmeckt die Soße noch besser.

Werkzeuge: Schüssel, Brett, großes Wiegemesser, Sieb oder Salatschleuder, kleiner Kochtopf.
Dazu passt am besten Original Äppelwoi aus dem Gerippten. Das Gerippte wurde erfunden, um den trüben Äppler durch die Lichtbrechung im Sonnenlicht attraktiver aussehen zu lassen. Übrigens schmeckt Äppler auch nur aus diesem Glas!

Und passend zum Äppler gibt es hier das „Grie Soß “ Rezept als Gedicht in Mundart:
„Schniddlauch, Sauerampfer, Kresse – un die Petersilie nedd vergesse,
Borretsch, Kerbel, Pimpernelle – das wären die sieben glaub’ ich, gelle!“
„Wichtisch is vor alle Dinge: des Ganze guhd gehackt zu bringe,
guhd zu mische, weils nur stimmt, wenn die Mischung richtisch kimmt.“
Das Gedicht soll in der „Schönen Müllerin“ in Frankfurt von einem Stammgast kreiert wurden sein. Für Nicht – Hessen habe ich es in Lautschrift aufgeschrieben. Wer mehr über Frankfurter Genuss wissen will, schaut am besten in diesem schönen Beitrag hier. Schoppe!
Ach ja, wie überaus lecker und erfrischend das aussieht- leider ist bereits jetzt nur noch schwer an die Packung mit den 7 Kräutern zu kommen. Ich habe die Soße, ganau so wir Cornelia’s Zubereitung, 3 mal dieses Jahr gemacht. Die Mühe des Zupfens und Schnippelns lohnt sich. Ich darf als“ Küchenpersonal “ in diesem Fall die Küche übernehmen, und der “ Küchenchef“ darf genießen.
Versucht es gar nicht erst mit der tiefgefrorenen Mischung. Das schmeckt nicht annähernd so gut. Bei dieser Hitze würde ich es sofort noch heute machen, aber….ohne die Kräuter….
L.G twin-sister I.
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Also Deine „Grüne Sauce“ passt sicher super zu Spargel. Die Sauce lädt zu nach kochen ein. Du hast einen sehr schönen Blog freu mich. lg aus Hamburg sendet Dir steffen
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Danke Steffen, das freut mcich. Zum Glück gibt es die grüne Soße auch in HAmburg. z.b. in Ottensen auf dem Markt, im Frische Paradies und sicher auch noch auf den anderen Wochenmärkten. Zum Spargel passt sie wirklich super. Leider ist damit am 24.12 Schluss… zu Schade. Liebe Grüße Cornelia
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