Cullen Skink, schottischer Fischeintopf, traditionell und mit „Twist“

Das Cullen Skink Rezept aus Schottland stammt noch aus der Zeit des freien Reisens Anfang 2020. Gesehen hatte ich den schottischen Fischeintopf bei Kitchen Impossible. In dieser Staffel ging die Reise nach Cullen Bay, an die Nordostküste Schottlands. In dem idyllischen Fischerort wurde Tim Mälzer ein Kartoffel-Lauch-Eintopf mit Räucherfisch serviert. Beim Blick in die schwarze Box empfand er die Aufgabe spontan als zu leicht. Nach dem ersten Löffel war er anderer Meinung. Der Eintopf war richtig scharf gewürzt, ein Hauch Karibik war laut Mälzer zu identifizieren.

Cullen Skink, die exotische Twist-Variante mit Süßkartoffel, Möhren und Chili

Da das schottische Cullen Skink Rezept so herrlich ans Meer und an Fischereihäfen erinnert, wird es Zeit, den Fischeintopf jetzt doch noch in meine Rezeptsammlung aufzunehmen. Wie bei allen traditionellen Rezepten sind die Zutaten bodenständig und vor Ort erhältlich. Jede schottische Hausfrau und jeder Fischer kann die sämige Suppe aus regionalen Zutaten zubereiten. Und jeder halbwegs gut ausgestattete „Chef de Combuse“ kann das natürlich auch.

Cullen Skink, traditionell – schlotzige Variante mit Heilbutt und weicheren Kartoffeln

Da die „Kitchen Impossible“ Cullen Skink Variante mehr Zutaten verlangt und die Zubereitung etwas aufwändiger ist, habe ich den Eintopf zweimal gekocht: Einmal die traditionelle Variante, die nur Lauch, Kartoffeln, Zwiebeln, Milch, Sahne, Gewürze und Räucherfisch enthält.

Dann eine zweite Variante, das preisgekrönte Cullen Skink „with a Twist“ Rezept aus dem Cullen Bay Hotel. Sie enthält neben Süßkartoffeln zusätzlich Ingwer, Chili, Knoblauch, Portwein und Sherry. Leider ist mir durch Unachtsamkeit nach der Zugabe der eingekochten Portwein-Essenz die Milch geronnen. Der Eintopf sah dann aus wie bei einem seekranken Segler, dem das Essen zum zweiten mal durch den Kopf gegangen ist. Mit etwas Vorsicht lässt sich das vermeiden. Aber dazu am Ende mehr.

Cullen Skink, lange Tradition, ungewöhnlicher Name

Cullen Harbour entwickelte sich Ende des 19.Jh. zu einem blühenden Fischerei-Zentrum. Seefisch war damals noch in Hülle und Fülle vorhanden. Um den Fang haltbar zu machen, spezialisierte man sich auf geräucherten Schellfisch (Smoked Finnan Haddie). Die Schellfischfilets räucherten dazu kalt über schottischem Torf und jungem Holz. Dieser mild geräucherte Fisch machte den simplen Kartoffeleintopf so berühmt.

Der ungewöhnliche Name „Skink“ wird von Sprachforschern mit Rinder-Schienenbein oder Knöchel übersetzt. Ähnlichkeiten mit dem englischen „Shank“ oder dem deutschen „Schenkel“ sind kein Zufall. Weiter heißt es, dass der Name ursprünglich aus dem Gälischen (eine alte keltische Sprache) stammt und Essenz bedeutet. Wenn man 1+1 kombiniert, bezeichnete der Name Skink wohl eine Art Rinderbrühe, die ursprünglich aus Rinderknochen gekocht wurde. Da sich die Menschen damals Rind nicht täglich leisten konnten und Schellfisch noch im Überfluss vorhanden war, kam man auf die Idee, die Suppe mit Räucherfisch zu kochen. Die unverwechselbare Suppe mit dem ungewöhnlichen Namen war geboren.

Regionale Zutaten, typisch für traditionelle Rezepte

Heute ist der Eintopf so bekannt, dass er langsam sogar den sehr speziellen Haggis und die traditionellen Scottish Porridges überholt. Einmal im Jahr wird in Cullen sogar eine Cullen Skink Weltmeisterschaft veranstaltet. Dann stellen sich Laien und Profis einer Jury und kochen dort ihre Interpretationen. Bei Kitchen Impossible musste ein prämiertes Rezept nachgekocht werden, das mit karibischen Zutaten verfeinert wurde. Dieser Eintopf hatte richtig „Bumms“, also eine ziemliche Schärfe.

Die Kitchen Impossible Variante ist ziemlich scharf

Wo finde ich geräucherten Schellfisch?

Um es kurz zu machen: Bei uns gar nicht. Haddock, also Schellfisch, gibt es bei uns zwar frisch, geräuchert habe ich ihn noch nie im Handel gesehen. Der mit dem Kabeljau verwandte Schellfisch ist ein sehr magerer Fisch. Kalt geräucherter Schellfisch hat – ähnlich wie der Kabeljau – eine feste Struktur mit schönen Rippchen. Das Kalträuchern bekommt ihm aber besser als dem Kabeljau, er wird nicht zäh. Der sanfte Räuchervorgang verfeinert den Geschmack, zusätzlich erhält er außen eine natürliche gold-gelbe Farbe.

Da ich mich nicht ans Räuchern herantraue, habe ich das Rezept alternativ mit dem fetthaltigeren Heilbutt und dann ein zweites mal mit einer preiswerten Räuchermakrele probiert. Diese Produkte sind heißgeräuchert, ihr Geschmack ist intensiver. Heißgeräucherte Fische sind länger haltbar, kaltgeräucherter Fisch ist im Prinzip ein rohes Produkt. Kaltgeräucherten Fisch findet man am ehesten noch als Räucherlachs.

Dänsicher Räucherfisch
In jedem dänischen Hafen gibt es Räuchereien

Für Dänemark-Reisende: Schellfisch heißt dort Kuller. Heilbutt nennt sich Hellefisk, Kabeljau/Dorsch findet man als Torsk. Geräuchert heißt Røget (Varmrøget og Koldrøget), auf den beliebten roten Räuchereien steht Røgeri. Die gibt es in fast jeder dänischen Hafenstadt, sie bieten eine große Vielfalt frischer hausgemachter Räucherfisch-Spezialitäten.

Edler Heilbutt, da ich keinen geräucherten Schellfisch finden konnte

Und das waren die Zutaten für zwei (traditionelle Version)

  • 1/4 Liter ​​Vollmilch (gerne auch mehr)
  • Handvoll glatte Petersilie
  • 1 Lorbeerblatt
  • Geräuchertes Fischfilet (Schellfisch im Original, alt. Heilbutt oder ganze Makrele)
  • 2 EL Butter
  • 1 mittlere weiße Zwiebel
  • 1 Stück Lauch
  • 3 Kartoffeln (vorwiegend festkochend)
  • Wasser (ca. 200 ml)
  • Schuss Sahne, ca. 75ml oder mehr (nach Geschmack)
  • Meersalz
  • Reichlich schwarzer Pfeffer

Beilage: Knuspriges Brot zum Servieren

Anmerkungen /Tipps: Ob ihr die Kartoffeln im Eintopf lieber bissfest oder weicher mögt, ist Geschmacksache. Ich habe beide Varianten probiert. Für die Fotos sind festkochende Kartoffeln besser, geschmacklich mochte ich „vorwiegend festkochende“ Kartoffeln lieber, die in der Suppe fast an Kartoffelstampf erinnern. Rezepte und Varianten verlinke ich im Anschluss. Es können auch gekochte Kartoffeln vom Vortag verwendet werden.

Der jetzt den direkten Kurs wählen möchte, kann sich das Print-PDF hier unter dem Link herunterladen.

Schwierig zu fotografieren: Die traditionelle Version erinnert beinahe an Kartoffelstampf

Die Zubereitung, traditionell

Zwiebel pellen und in Würfel schneiden. Kartoffeln schälen und in ein Zentimeter große Würfel schneiden. Lauch gründlich waschen, Sand aus den Ritzen entfernen und den Lauch in gleichmäßig große Stücke schneiden.

Die Butter in einem Topf bei mittlerer Hitze schmelzen, die Zwiebelwürfel hinzufügen und schmoren, bis sie glasig werden, aber noch nicht bräunen. Lauchstücke danach hinzufügen, unterrühren und weiter schmoren. Dann die Kartoffelwürfel, etwas Salz und soviel Wasser zugeben, bis die Kartoffeln knapp bedeckt sind. Zugedeckt 10-15 Minuten köcheln lassen.

Petersilie zupfen und klein schneiden. Stängel und Blättchen getrennt aufbewahren.

Parallel dazu den Heilbutt in eine Sauteuse geben. Die Milch, das Lorbeerblatt und Petersilienstängel hinzufügen. Den Fisch fünf bis sieben Minuten unter dem Siedepunkt ziehen lassen. Aufpassen, dass die Milch nicht anfängt zu kochen. Fisch danach aus der Milch heben und abkühlen lassen. Die aromatisierte Milch zum Gemüse in den Topf geben und gut unterrühren. Eintopf zugedeckt leise weiter simmern lassen.

Sobald der Fisch etwas abgekühlt ist, die Haut mit den Fingern abziehen, Gräten entfernen und zerpflücken. Fischstücke bereithalten.

Die Sahne in die Suppe einrühren (Menge nach Geschmack) und mit Pfeffer und Salz abschmecken.

Zum Servieren die zerpflückten Fischstücke gleichmäßig auf zwei Schalen oder Tellern verteilen, großzügig pfeffern und die heiße Suppe darüber schöpfen. Da das Auge mit isst, ein paar beiseite gelegte Fischstücke und Petersilie auf der Suppe verteilen und nochmal pfeffern.

Die Milch wird mit dem Räucheraroma aromatisiert
Falls es nochmal schneit: Cullen Skink

Variante mit Makrele: Bei „Ninas Kochlust“ auf YouTube habe ich eine schnelle Zubereitung mit einer ganzen Makrele gesehen. Makrele schmeckt intensiver, deshalb vor dem Milchbad den Kopf abtrennen und die Haut abziehen. Auch die braunen Stellen entfernen, die dunklen Partien können schnell tranig schmecken. Ich verlinke Ninas Rezept ganz am Schluss.

Cullen Skink Variante – frei nach der Erinnerung von Kitchen Impossible

Die weltmeisterliche Variante, die Tim Mälzer kochen musste, hatte einen karibischen Einschlag. Koch Ian Watson lebte längere Zeit auf den Bermudas. Wie sich im Verlauf der Sendung herausgestellte, war Portweingelee und eine scharfe Sherry-Essenz für den „Twist“ verantwortlich. Portweingelee gibt es hier nicht, diese Zutat sorgt für die Süße. Die geheime Zutat, die Sherry-Essenz entdeckte Tim zufällig in einem Küchenregal. Die Essenz wurde mit Chili, Knoblauch und Ingwer aromatisiert.

Die Zubereitung des Eintopfs ähnelt zunächst der traditionellen Variante, zusätzlich kochen Süßkartoffelwürfel und Möhrenscheiben (optional) mit in der Suppe. Das gibt eine einladend bunte Farbe.

Bunte Zutaten für die exotische Variante: Chili, Ingwer, Süßkartoffeln

Für die Twist-Variante braucht ihr zusätzlich:

  • 1 Süßkartoffel
  • 1 Möhre (optional)
  • 1 Stück Ingwer
  • 1 kleine Knoblauchzehe
  • 1 getrocknete rote Chili
  • 2 Teelöffel Zucker
  • 75 ml Tawny Portwein und/oder Sherry medium
Karibisch bunt: Die Cullen Skink Variante mit „Twist“

Während die Suppe kocht, aus Tawny Portwein und/oder dem Sherry (nicht Sherry Essig) eine Essenz kochen. Dazu kocht ihr den Süßwein mit Ingwer, Chili, Knoblauch und Zucker sirupartig ein, bis am Ende etwa zwei Esslöffel einer sirupartigen Essenz Im Topfzurückbleiben. Diese Essenz rührt ihr ganz zum Schluss mit der Sahne unter die Suppe. Die Suppe darf jetzt keinesfalls mehr kochen, denn dann kann sie gerinnen. Mir ist der Eintopf zweimal durch Unachtsamkeit ausgeflockt, was wirklich nicht schön aussah.

Die Schärfe entsteht durch eine Portwein-Sherry Reduktion mit Chili und Ingwer

Tipps: Wer das Gerinnen nicht riskieren möchte, lässt die Portwein- oder Sherry-Essenz weg und würzt nur mit Chili, Ingwer, Knoblauch und einer Prise Zucker. Diese Zutaten einfach für eine Weile mitköcheln. Generell sollte Räucherfisch nie richtig kochen, sondern höchstens leise simmern.

Damit Milch im Zusammenhang mit Säure nicht gerinnt, sind folgende Tipps hilfreich: Die Vollmilch sollte nie ganz kalt sein, was bei diesem Rezept nicht der Fall war. Die Suppe darf keinesfalls mehr aufkochen, nachdem die Säure hinzugefügt wurde. Wer ganz sichergehen will, verwendet mehr Sahne. Manche mixen Milch vorher mit etwas Speisestärke, das wollte ich aber nicht.

Und jetzt bin ich gespannt: Habt ihr schon mal Fisch selbst geräuchert? Schreibt mir doch in die Kommentare, wie eure Erfahrungen sind.

PS: Für das Fernweh ein paar Links aus Schottland. Diese Zubereitungen haben mich inspiriert:

Hoffentlich sehen wir uns dieses Jahr in einer Räucherei in Dänemark. Es sieht leider nicht gut aus, ich bin es so leid!

Sehnsuchtsziel: das Kochhäuschen im alten Hafen von Ærøskøbing. Verdammt!

20 Kommentare zu „Cullen Skink, schottischer Fischeintopf, traditionell und mit „Twist“

  1. Sehr leckeres Gericht und sehr gut geschrieben!👍
    Seit gut 23 Jahren räuchere ich selber. Forelle, Wolfsbarsch, Dorade, Makrele, Lachs und auch Schafskäse und Halloumi.
    Gerne poste ich mal den Link dazu aus meinem Blog, wenn das ok ist.
    Dein Gericht würde ich mit Verweis auf Deinen Blog gerne bei mir aufnehmen.
    Gruß
    Christof
    (Lecker Wirtz)

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    1. Hallo Christof, danke für den Kommentar, wenn ich irgendwann mal mit dem Angeln anfange, dann versuche ich es. Leider kann kann deinen Blog nicht aufrufen? Was mache ich falsch. LG Cornelia

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      1. Ja, ich habe ihn gefunden. Schöner Blog, bei der Abteilung Räuchern werde ich mich mal gründlich umsehen. Meinst du, den Beitrag komplett zu übernehmen? Mit einem gutenLink ist das ok, glaube ich. Solange die Leute, dann bei lmir anden, und Google das auch so sieht. 😉 Liebe Grüße Cornelia

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      2. Hallo Christof, in dieser Form total gerne, freue ich mich. Danke für die Frage, ich geh jetzt mal ein bißchen auf deinem Blog stöbern.Liebe Grüße Cornelia

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  2. Oh mein Gott was sieht das lecker aus. Das wird auf jeden Fall nachgekocht. Leider ist hier auf der Insel das Räuchern wenig bekannt, ich muß schauen wer mir demnächst welchen aus good old Germany mitbringen muß. Ich grüße hinter die Alpen..
    Anja

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    1. Liebe Anja, kannst du das nicht mit Bottarga machen? Ich habe auch irgendwo gelesen, dass man es auch mit Frischfisch mischen kann. Dann wären doch die Meeräschen super geeignet. Liebe Grüße nahc Sardinien Cornelia

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    1. Hallo Andy, ja da würde ich auch sooo gerne mallhin. Das wird leider zur Zeit nichts. Ich würde mich schon über Dänemark freuen. Liebe Grüße nach Zürich. PS: Die Kalbshaxe sieht toll aus.

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  3. Hallo Cornelia,
    als ich Cullen Skink im Newsletter gelesen habe, war ich ganz elektrisiert. Ein soo guter Eintopf. Ich hatte ihn mehrfach in Schottland gegessen, die Variante vom Hotel, in dem Tim Mälzer später war, war eindeutig die beste. Allerdings habe ich ihn nicht scharf in Erinnerung. Mein nach gekochtes Rezept war gut, aber nicht soo gut wie das Original. Es ist halt das Problem des Fischs, ich hatte auch ersatzweise Makrele genommen. Ich werde jetzt schnell Dein Rezept mit dem Heilbutt ausprobieren.
    Übrigens: Deine Moules Marinière waren toll, ich liebe Pernod zum Fisch. So kann man wenigstens kochenderweise in andere Länder reisen, bis es wieder so weit ist. Kulinarische Grüße Nina

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  4. Hallo Nina, danke für deine Ergänzungen. Ich fand Heillbutt etwas besser, Makrele ist schon sehr intensiv. Heilbutt wirds allerdings sehr weich und bleibt nicht so fest wie der Haddock.
    Ich glaube, alles schmeckt vor Ort besser, das kann eine Fischsuppe sein oder ein paar Tapas. Ich hoffe so sehr, dass wir bald wieder reisen können. Ich glaube es allerdings nicht. Liebe Grüße Cornelia
    PS: Danke für das Muschel Kompliment. Ich koche sie jetzt immer so. Die Credits gehen an Bart van Olphen.

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