Rote Bete-Kefir-Suppe aus Litauen – eiskalt den Sommer abservieren!

Zum traumhaften Sommer-Endspurt im September gibt es heute ein Rezept für die unaussprechliche Šaltibarščiai aus Litauen, eine kalte Rote Bete Kefir-Suppe. Der kalte Borschtsch erfrischt, im Gegensatz zu der heißen Variante enthält die litauische Suppe weder Fleisch noch Kohl, die Suppe wird nicht gekocht. Basis ist Kefir und Salatgurke. Für das intensive Pink sorgt Rote Bete, die vorab separat gekocht wird. Für mein Šaltibarščiai Rezept habe ich eingelegte Bete aus dem Glas verwendet, auch wenn Puristen auf das Aroma der frischen roten Knollen schwören.

Sommergericht litauischer kalter Borschtsch
Erfrischend: Šaltibarščiai – kalte Rote Bete Suppe aus Litauen

Eingelegtes Gemüse ist an Bord bequemer, weil das lästige Kochen und Pellen der farbintensiven Wurzelknolle entfällt. Durch das Gemüse aus dem Glas bekommt die Suppe ein leicht säuerliches Aroma.

Unexotische, regionale Zutaten wie vom Hof um die Ecke

Unnützes Wissen: Ausgesprochen wird die Suppe in etwa „Tschalti-Barsch-Tschej“.

Bei der Recherche zu dem Rezept bin ich auf verschiedene Varianten gestoßen, die ich euch im Anschluss verlinke. Für meine Version verwende ich Zutaten, die in Litauen und im Baltikum überall zu finden sind. Das sind landwirtschaftliche Erzeugnisse, die im gemäßigten Klima gedeihen und nicht von weitem herangekarrt werden müssen. Bei der Suppe ist die Zutatenliste sogar so limitiert, dass alles von einem einzigen Bauernhof stammen könnte: Eier, gesäuerte Milch, Gemüse und Dill aus dem Garten. In meinem Kopfkino wäre das eine alte Holzkate, irgendwo auf dem flachen Land, wo im Sommer brütend heißes Kontinentalklima herrscht. Die leichte Suppe gilt in Litauen auch als Katerkiller, sie wird deshalb gerne zum Frühstück serviert.

Auch ein Katerkiller: Rote Bete Suppe mit bekömmlichem Kefir
Wenn es schnell gehen soll: Variante mit eingelegter Roter Bete aus dem Glas

Die baltische Küche und Produkte habe ich bei einer kulinarischen Reise nach Estland und Lettland und zu den Markthallen nach Riga schätzen und lieben gelernt. Das südlich gelegene Litauen habe ich noch nicht besucht. Es gibt in der Küche zwar regionale Besonderheiten, die Zutaten und Produkte sind weitgehend identisch.

Kefir trifft auf Rote Bete, das Ergebnis ist intensives Pink

Für die Suppe verwende ich Kefir, auch wenn in anderen Rezepten manchmal Buttermilch oder saure Sahne und Crème fraîche angegeben wird. Kefir, russisch „Кефи́р“ stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und ist ein dickflüssiges Sauermilchprodukt. Kefir schmeckt leicht säuerlich und erfrischend. Beim Gärungsprozess bilden sich geringe Mengen von Alkohol und Kohlensäure, weil Hefe zugesetzt wird. Für einen Rausch reicht der Alkohol nicht, sein Anteil im Kefir liegt nur bei 0,1 % – 0,6 %. Bei den normalen Kefir-Produkten aus dem Supermarkt wurde der Alkohol mittlerweile entfernt, nur das ganz leichte Prickeln auf der Zunge ist geblieben. Kefir ist bekömmlich, für Menschen mit empfindlichem Magen ist Kefir eine gute Wahl. Das russische Heilgetränk gilt als gesund, denn seine Milchsäurebakterien regulieren die Darmflora, was für ein funktionierendes Immunsystem wichtig ist.

Für Selbstversorger: Kefir kann man auch selbst ansetzen, wenn ihr eine Kefir-Kultur habt. Bei Eat Smarter habe ich eine gute Anleitung hierfür gefunden.

Kefir, Rote Bete, Gurke, Dill, Eier kalt angerührt

Die Zutaten für zwei Teller Rote-Bete-Kefir Suppe

  • 200 g eingelegte Rote Bete aus dem Glas oder 2 kleine Bete Knollen
  • 1/2 Salatgurke
  • 3 Eier, Größe M
  • 1/2 Liter Kefir (alternativ Dickmilch oder Buttermilch)
  • 1/2 Bund Dill
  • 2–3 Frühlingszwiebeln mit Grün
  • Salz, Pfeffer aus der Mühle

Als Beilage dazu:

  • 6–8 kleine, festkochende Kartoffeln
  • 1 EL Butter
  • noch mehr Dill

Optional:

  • kleine Prise Zucker und Weißweinessig oder Zitrone (wenn ihr frische Bete verwendet) zum Abschmecken
Eingelegte Rote Bete sorgt für ein säuerliches Aroma

Zubereitung der Šaltibarščiai:

Wer frische Rote Bete verwendet, muss diese mit Schale und Strunk solange kochen, bis sich die Haut einfach abstreifen lässt. Dieser Vorgang dauert 30–40 Minuten und sorgt für rot gefärbte Hände. Wer es bequemer mag, nutzt vakuumierte vorgekochte Bete, die leider nicht so gut schmeckt. Wer es süß-säuerlich mag, verwendet Rote Bete aus dem Glas. Durch die eingelegte Bete schmeckt die Suppe leicht säuerlich-pikant, ihr könnt zusätzlich etwas auch etwas vom Sud verwenden. Die Suppe ist schnell angerührt, nur die Eier und die Kartoffeln müssen gekocht werden.

Die Gemüsezutaten raspeln und fein hacken
Fein gehackte, gekochte Eier machen die Suppe sämiger

Eier in sieben bis zehn Minuten knapp hart kochen, gründlich in kaltem Wasser abschrecken, pellen und beiseite legen. Gurke schälen und mit einer Reibe in eine Schüssel raspeln. Rote Bete ebenfalls dazu raspeln oder sehr klein schneiden. Frühlingszwiebeln putzen und in feine Ringe schneiden. Dill waschen und hacken. Das geschnittene Gemüse gründlich mit dem Kefir verrühren. Etwas geschnittenen Dill und Frühlingszwiebeln für die Dekoration aufheben.

Zum Schluss eines der gekochten Eier mit dem Messer fein hacken und unter die Suppe rühren. Mit Pfeffer und Salz abschmecken. Wer Säure mag, fügt noch einen Spritzer Weißweinessig hinzu. Suppe eventuell mit einem Schuss Wasser, Gemüsebrühe oder Betesud verlängern. Am besten für mindestens eine Stunde kalt stellen und durchziehen lassen.

Zum Servieren die restlichen Eier halbieren, auf die Suppenschalen verteilen und mit Dill und Frühlingszwiebeln dekorieren.

Zum Gericht gehören in Butter und Dill geschwenkte heiße Kartoffeln. Ich habe sie meine jungen Kartoffeln mit Schale serviert.

Weitere Tipps:

  • Traditionell werden die Zutaten einfach mit einer feinen Reibe geraspelt. Dadurch wird die Suppe rustikaler und behält mehr Biss.
  • Wer mag, kann auch einen Teil der Zutaten (Bete, Gurke und Kefir) zusätzlich mit dem Mixer pürieren. Dann wird das Rosa intensiver und die Suppe cremiger.
  • Nicht in allen Rezepten werden Eier in die Suppe gehackt. Dieser Step erinnert an die Frankfurter Grie‘ Soß. Durch die gehackten Eier schmeckt die Suppe cremiger und gehaltvoller.
  • Wer eingelegte Bete aus dem Glas verwendet, kann den pinkfarbenen Sud zum Würzen verwenden. Dann braucht ihr nicht mehr mit Essig und Zucker abschmecken.

Kochtopf, Schneidebrett, Messer, Küchenreibe, Schüssel, Mixer oder Pürierstab optional

Meine Inspirationsquelle: Kochbuch mit internationalen Kater-Rezepten

PS: Zu diesem Rezept wurde ich durch das ungewöhnliche Kochbuch „Wer saufen kann, kann auch kochen“ angeregt. Šaltibarščiai kannte ich bisher noch nicht. In dem ungewöhnlichen Buch finden sich ausschließlich Katerkiller-Rezepte. Meine Lieblingszutaten Chili, Ingwer, Koriander und Zitrusfrüchte spielen bei der Rezeptauswahl eine wichtige Rolle. Die Gerichte sind einfach und schnell zubereitet, denn mit einem dicken Kopf will niemand lange in der Küche stehen. Zudem sind sie ein Streifzug durch verschiedene Länderküchen, von Thailand, Vietnam, Litauen bis nach Kolumbien. Getrunken wird schließlich weltweit.

Es gibt zusätzlich einige Katerkiller Drinks, wie „Wasabi Harry“ mit Vodka, „Chelada“ mit Tequila und sogar die legendäre Prärie Auster. Ich finde, den Autoren Denise Hesselmann und Michael Kucharski ist ein lustiges und hilfreiches Buch gelungen, das sich auch gut verschenken lässt. Der Winter wird dieses Jahr sicher lang und trist. Das Buch ist im Plassen Verlag erschienen. Und wie immer gilt natürlich: Don´t drink and sail.

Blogger Transparenz: Ein Rezensionsexemplar wurde mir vom Verlag zur Verfügung gestellt, es wurde mir vollkommen freigestellt, ob, wie und wann ich es bespreche.

Weitere gute Šaltibarščiai Rezepte, die mir als Inspirationsquelle dienten:

Aus dem Effilee mit leichter Internationalisierung durch Olivenöl und Schalotten.

Sehr traditionelles und puristisches Rezept gibt es von Dee’s Küche mit frischer roter Bete. In den vielen Kommentaren wird dazu auch saurer Hering dazu empfohlen. Gute Idee.

Im Stern gibt es das Rezept mit Videoanleitung.

In Butter geschwenkte Dillkartoffeln gehören immer dazu

Und jetzt hoffen wir alle auf einen möglichst langen Altweibersommer. Zumindest für dieses Wochenende soll es noch gut aussehen. Ahoi.

10 Kommentare zu „Rote Bete-Kefir-Suppe aus Litauen – eiskalt den Sommer abservieren!

  1. Deine Suppe sieht sehr schön aus, das Farbenspiel gefällt mir ausnehmend gut.
    Ich hatte die Gelegenheit, einige Jahre regelmässig privat nach Estland zu kommen und dort zu essen, kochen, und die Vorlieben kennenzulernen. Diese Suppe hätte es dort auch geben können, aber ich kannte sie bisher nicht. Muß ich mir merken. Aber es gab viele Sachen, die mir gut gefielen, und die ich manchmal nur wegen der Erinnerung mache. Danke dafür!

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    1. Hallo Alex, sorry für die späte Antwort. Dass du früher ist Estland warst, hattest du schon geschrieben. Das finde ich total spannend. Zur Zeit freue ich mich fast schon auf den Herbst. Dann gibt es endlich wieder Backofengerichte und Wurzelgemüse…. LG Cornelia

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  2. Das Rezept hätte kein Litauer besser beschreiben können. Außer, dass rote Bete aus dem Glas nicht üblich sind. Wäre auch irgendwie zu sauer. Wenn man sich den Aufwand mit dem Kochen sparen will, nimmt man am besten vakuumverpackte. In Litauen gibt es für ganz Faule schon geraspelte burokėlia šaltibaščiams, eingeschweißt oder im Glas. Auch letztere sind aber nicht wie bei uns in Essig eingelegt.
    Zum vorsichtigen Nachsäuern, wenn überhaupt, empfehle ich milchsauren Rote-Bete-Saft z.B. von Alnatura oder aus Polen, auch manchmal im Kaufland erhältlich oder, wie du selbst schreibst, Zitrone. Tropfenweise.

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