Lissabon und Cascais im Frühling – Seafood, Sushi und Selfiesticks

Lissabon im Winter oder Frühling bereisen? Von mir ein absolutes ja. „Lisboa“ eignet sich perfekt, um dem norddeutschen Dauergrau zu entkommen und um hervorragenden Fisch und Seafood zu probieren. Das Angebot ist mindestens so überwältigend wie die Stadt selbst.

Lissabon Chiado View Tejo
Wasser und Schiffe voraus. Ausblick vom Bairro Alto, Lisboa
Denkmal der Entdeckungen Lisboa Belem
Für Seefahrer: Denkmal „Padrão dos Descobrimentos“ in Belém
Muschen und Krebse Markt Lissabon
Die wichtigsten Vokabeln auf dem Markt lernen
Schwertmuscheln Lissabon Time Out Markt
Und direkt anwenden: „Canivetes“ in der Marisqueira Azul

Lissabon im Februar – Frühling am Tejo

Möglichst viel Fisch und Meeresfrüchte zu probieren, war der feste Vorsatz für unseren Lissabon Trip im Februar. Als Hamburgerin mit anhaltendem Meerweh fiel die Wahl schnell auf die Stadt am Tejo. „Was wollt ihr denn um diese Jahreszeit dort?“ wurden wir vorher gefragt, trotzdem haben wir uns in den Flieger gesetzt. Ab Hamburg gibt es einen Direktflug mit der guten portugiesischen TAP. Praktisch. Mit im Gepäck war eine lange „must-see“ Liste an Seafood-Restaurants und Ausflugs-Empfehlungen für Lissabon.

Hinweis: Unser Kurzbesuch in die Seefahrerstadt Lissabon und an die Küstenorte Cascais, Estoril und Belém ist absolut subjektiv, zufällig und unvollständig. Alle Tipps sind freiwillig und selbst bezahlt. Am Ende des Beitrags liste ich unsere Empfehlungen gesammelt auf. Ein Rezept gibt es heute nicht, dafür viele Restaurants- und Ausflugstipps.

Galao, Toastada, Sumo de laranja Lissabon
Vor dem Seafood: Frühstück mit Galão, Tostada, Sumo de laranja

Lissabon und Cascais: Frühling ab Ende Januar

Laut Klimatabelle regnet es in Lissabon im Januar/Februar durchschnittlich an elf Tagen, was positiv betrachtet 20 Sonnentage bedeutet. Bei unseren Besuch war es 24h lang ungemütlich mit Sturm und Starkregen. Danach gab es einen klassischen „April-Wettertag“ mit Schauern und Sonne und drei perfekte Sonnentage, die sogar für einen kleinen Sonnenbrand gereicht haben. Für uns „Dänen“ das perfekte Frühlingswetter.

Bei Temperaturen von 15-17 Grad fällt es leicht, die Hügel zu erklimmen, auf die Lissabon gebaut ist. 15 km zu Fuß und pro Tag sind um diese Jahreszeit kein Problem. Bei schweißtreibenden 35 Grad im Juli und August wäre das schon anstrengender.

Und jetzt im März steigen in Lissabon die Temperaturen langsam an, es regnet weniger. Bei Tagestemperaturen von 18-20 Grad, macht es Spaß in der Sonne zu sitzen und zu genießen.

Regenfront Cais do Sodro
Aprilwetter – kein Thema für Hamburger
Vino Blanco Galao Lisboa Ponte
Wie reingewaschen: klares Licht im Frühjahr
Lissabon Cascais Aufzug
Die Stadt strahlt: Sonnige Farben im FrühlingChiado und Cafe Janis Time Out Market

Februar und März – die beste Reisezeit für Lissabon

Die größte Stadt Portugals ist selbst im Winter und Vorfrühling voller Touristen, sie ist aber nicht überfüllt. Ein paar Fakten: Lissabon Stadt hat etwa 500.000 Einwohner, wird jährlich aber von sechs Millionen Touristen heimgesucht. Die Stadt lebt vom Tourismus, was für die Einwohner Fluch und Segen zugleich ist.

Im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen ist Lisboa immer noch preiswert. Wer sich nach dem Atlantik, Häfen und Brandung sehnt, gelangt mit der Regionalbahn zudem schnell in die Seebäder Cascais oder Estoril. Aber auch ein Spaziergang am Tejo Richtung Belém genügt, um ein Seefahrerherz zu erwämen. Mehr über den Tourismusboom und seine Schattenseiten könnt ihr hier im Travelbook lesen.

Lissabon Treppen Graffiti Verfall
Licht und Schatten. Zugenagelte Häuser im Zentrum

Lissabon – die Stadt für Fisch- und Seafood Liebhaber

Die Portugiesische Küche setzt auf frische und naturbelassene Produkte. Die Rezepte sind einfach, der Eigengeschmack der Zutaten soll nicht überdeckt werden. Das wäre auch schade. Fisch- und vor allem Meeresfrüchte, Krebse und Krabben gibt es in einer unvergleichlichen Vielfalt. Gemüsegerichte oder Beilagen sind zu vernachlässigen. Eintöpfe und Suppen spielen eine Rolle, vom allen auch mit der Feijão Bohne. Gewürzt wird in Portugal mit Knoblauch, Koriander, Zitrone und sehr viel Olivenöl.

Das portugiesische „Signature Dish“ ist für mich „Amêijoas à Bulhão Pato“. Das sind Venusmuscheln gedämpft in Olivenöl, Zitronensaft, viel Knoblauch und noch mehr frischem Koriander. Die wollte ich jeden Tag essen. Geplant war ein deftiges „Carne de porco à alentejana“, das ebenfalls mit Venusmuscheln zubereitet wird. Auch auf der Wunschliste: Oktopus, Bolinhos de Bacalhau, gegrillte Sardinen, Thun-, und Schwertfisch. Es ist mir geglückt, alles zu bestellen. Aber es kam doch anders als erwartet.

Lissabon kulinarisch: Fluch und Segen der Globalisierung

Nach meiner Einschätzung ist es mittlerweile leichter, in Lissabon gutes Sushi oder Ceviche zu finden, als traditionelle Portugiesische Küche. Sushi in Portugal? Warum auch nicht. Fangfrischen Fisch aus dem Atlantik gibt es im Überfluss. Der Tourismusboom und die globalisierte Welt fordern ihren Tribut, wie es uns Paulo, der Chef des hervorragenden „Solar 31“, abends erzählte.

Zum Solar 31 gehört auch das „O Chefe e o Mar – Peixes e Mariscos. Ins O Chefe sind wir durch Zufall hineingestolpert, weil es sintflutartig regnete und es direkt neben unserer Unterkunft lag. Listen abarbeiten und vorausplanen mag ich sowieso nicht, mein Bauchgefühl verlässt mich selten. Die Fischvitrinen und Speisekarten vor beiden Lokalen sahen einladend aus.

Jedenfalls habe ich Chef Paulo nach der authentischen, portugiesischen Küche gefragt. Er hat lachend abgewunken. „Too much garlic, too much olive oil and coriander!“ Authentische portugiesische Küche könne er so am Abend nicht verkaufen. Es stimmte, im Restaurant waren ausnahmslos Gäste aus den USA, UK, Frankreich, Spanien, Fernost und wir. Mittags kämen noch Portugiesen zum Essen, aber die verlassen abends die Stadt, weil sie sich die Miete oder ein Apartment in Lissabon nicht mehr leisten könnten. Dabei stehen selbst im Zentrum viele Häuser leer, sind zugenagelt oder verfallen. Spekulationsobjekte vermutlich.

Paulo hat uns interessiert gefragt, welche Restaurants wir noch besuchen wollten? Als wir ihm die klassischen „Geheimtipps“ Cevicheria, Time-Out-Market und natürlich das Ramiro aufgezählt hatten, hat er gelacht. Und uns dann immerhin eine persönliche Empfehlung für das legendäre Ramiro mitgegeben. Die sollte sich noch als nützlich erweisen.

Im Solar 31 war der für zwei Personen dimensionierte „Polvo com Camarão“ butterzart. Paulos Geheimnis? Zwei bis drei Stunden weich garen und sofort in – mit Trockeneis eisgekühltem – Wasser abschrecken. Auch der gegrillte schwarze „Peixa Espada preto“, ein sehr häßlicher Tiefseefisch, war perfekt auf Holzkohle gegrillt.

In Paulos neuem Restaurant O Chefe e o Mar“ gab es zu unserer Überraschung besagten Sushi, guten lokalen Fisch, Weine aus Setúbal und zuvorkommenden Service. Von außen wirkt das Lokal unscheinbar, innen ist es durchgestylt mit orangefarbenen Wandkacheln, blauen Plüschsesseln, Terrazzo-Boden und schöner Bar.

Wie ich erst später gesehen habe, hat das „O Chefe“ und das „Solar 31“ bei TripAdvisor sehr gute Bewertungen. TripAdvisor ist zwar nicht immer zu 100% objektiv, aber die Tendenz stimmt meistens.

Time-Out-Market Lissabon – in „Foodies“ Heaven

Markthallen sind in jeder Stadt der Welt mein erstes Ziel. Das gilt auch für den „Mercado da Ribeira“ wo auch der Time-Out-Market beheimatet ist. Während die erste Halle noch ein klassischer Lebensmittelmarkt ist, wurde in einer zweiten Halle 2014 ein Foodcourt – der Time-Out-Market – hinzugefügt.

24 Restaurants, etliche Bars und Geschäfte bemühen sich um die Instagramer und Touristen. Namhafte Restaurants haben hier ihre Ableger. Es macht Spaß sich durchzuprobieren. Von Bacalhau bis Burger, Sushi und Sardinen ist alles zu haben. Das Konzept expandiert. 2019 sind Eröffnungen von Miami bis Montreal geplant.

Der Time-Out-Market liegt am Cais do Sodré – dem Zug-, Metro- und Fährbahnhof direkt am Tejo.

Im Sea me“ in der Markthalle probierten wir geflämmte Sardinen mit Kabeljau im Sushi Duell, Jakobsmuscheln mit Mangosalsa, dazu portugiesische „Ria Formosa“ Austern. Gleich gegenüber des Sea me liegt die Marisqueira Azul“. Hier gab es Amêijoas und vorzügliche Schwertmuscheln. Wer Hummer, Langusten und andere Krustentiere probieren will, ist an der Bar bestens aufgehoben. Die großen Aquarien mit den agilen Langusten, Hummern und Krebsen erinnern fast an einen Zoo. Wem das alles zu trubelig wird, kann gegenüber im netten „Café Janis“ in der Sonne sitzen.

Geflämmte Sardinen Kabeljau Duell Sea me
Im „Sea Me“: Kabeljau & Sardinen im Sushi – Duell

Lissabon – Die Seefahrerstadt, die Fernweh weckt

Nach spätestens eineinhalb Tagen Stadtaufenthalt, zieht es uns Seefahrer ans Meer. In Lissabon kein Problem. Ab dem Bahnhof Cais do Sodré geht es mit der Regionalbahn in etwa 30 Minuten am Fluss entlang bis zur Endstation nach Cascais. Die Einzelfahrt kostet 2,25€.

Tipp: In Lissabon gibt es zwar unterschiedliche Bahn-Unternehmen, aber die „Viva Viagem“ Karte, die man über die Zapping Funktion mit Guthaben aufladen kann, gilt überall. Die Karte selbst kostet 50 Cent. Mehr über die verschiedenen Tarife, Tickets, Tageskarten, Zapping und Betreiber findet ihr auf dieser Seite hier. Vor Ort kann es zuweilen hektisch zugehen. Notfalls helfen an den touristischen Hightlights Angestellte oder Einheimische weiter.

Surferabteil im Zug nach Cascais
Regionalbahn nach Cascais hat Surferabteile
Lissabon SUP in Estoril Februar
Wellenreiten und Stand-Up-Paddling in Cascais

Hier geht es weiter nach Cascais, Estoril, Belém und Cacilhas und ins Ramiro:

In der Bahn Richtung Cascais lohnt es sich, sich auf die linke Seite zu setzen. Die rote Hängebrücke „Ponte 25 de Abril“, die Christusstatue „Cristo Rei“ und die Wahrzeichen von Belém sind schon im Vorbeifahren zu sehen. Nach wenigen Kilometern öffnet sich im Süden das offene Meer, mit der Küste von Caparica und beeindruckenden Wellen. Vom Seebad Estoril sind es nur noch wenige Minuten bis zur Endstation in Cascais. Eine Strecke wie Hamburg-Wedel, nur spektakulärer.

Vom Bahnhof in Cascais dauert es nur zehn Fußminuten zum „Mercado da Vila de Cascais“ mit seinem schönen Fischmarkt. Die Markthalle hat auch einen hübschen Außen-Gastronomie-Bereich. Von hier geht es durch die Altstadt zum 500 m entfernten „Praia dos Pescadores“. Der Fischerhafen liegt geschützt, der Strand war leer.

Cascais erinnert fast schon an die Algarve, mit seinen vielen Pubs und Bars scheint der Ort fest in englischer Hand. An der großen Sportbootmarina und am „Palácio da Cidadela de Cascais“ vorbei, geht an den Klippen entlang zum Leuchtturm „Farol“ und dem gleichnamigen Hotel.

Wenn die Wellen in den Pool brechen: Farol 5* Hotel, Cascais

Eine exklusiver Tipp ist die Bar des 5 Sterne Hotels „Farol – on the water“ direkt nebenan. Hier gibt es stilvolle Cocktails, während die meterhohen Wellen in den Pool brechen. Stylish, elegant, place to be. In der Bar stehen Sushi auf der Karte, das war kaum überraschend. Mit Segler-Funktionskleidung und als deutscher Tourist verkleidet, wirken Besucher in der durchgestylten Bar schnell wie Fremdkörper.

Im Farol kann man die Kellner bitten, einen Platz im Seafood Restaurant „Mar do Inferno“ zu reservieren. Das Restaurant liegt zehn Fußminuten entfernt, direkt auf den Klippen. Das Restaurant war an diesem Samstag um 15.00 Uhr ausgebucht. Kein Wunder, die Karte und die „Michelin Teller“ Auszeichnung sahen vielversprechend aus.

Vom Mar do Inferno sind es nur noch 15 km bis zum Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Das haben wir nicht mehr geschafft, lieber ging es die Promenade entlang zurück bis nach Estoril. Hier laden einfache Bars wie die „Escotilha Bar“ zu Bier und „Petiscos“ ein. Bis auf wenige Ausnahmen waren die Bars geöffnet.

Lissabon Cascais Sonnenschirme bei Estoril
Traumhafter Februar: Piscina Oceânica Alberto Romano

Belém – Denkmäler und Marinas

Belém ist ein westlicher Stadtteil von Lissabon, direkt am Tejo gelegen. Wie in Hamburg auch, zieht es die Menschen Sonntags an den Fluß. Eine wahre Völkerwanderung bewegt sich die Uferpromenade entlang. Bekanntestes Wahrzeichen ist der Torre de Belém. Der ehemalige Leuchtturm wurde 1521 fertiggestellt. Er begrüßte die damals heimkehrenden Segler, Entdecker und Handelsschiffe. Der Turm ist eines der wenigen Gebäude am Fluss, welches das verheerende Erdbeben von 1755 überstanden hat. Am anderen Ufer gab es noch einen zweiten Turm, der zerstört wurde. Der Torre de Belém zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Gleich danach, Richtung Lissabon, folgt das „Padrão dos Descobrimentos“, das Denkmal der Entdeckungen. Es wurde erst 1960, zum 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer, errichtet. Das Denkmal mit den Seeleuten und Wissenschaftlern gefällt mir noch besser. Wer jetzt nicht vom Fernweh befallen wird, wird vermutlich nie vom Entdeckervirus angesteckt werden.

In Belém gibt es gleich zwei Marinas, die Marina „Doca do Bom Sucesso – Porto de Lisboa“. Das Dock gehörte bis vor kurzem zur portugiesischen Marine und wurde kürzlich für die Freizeitschifffahrt geöffnet. Am Seefahrerdenkmal direkt liegt die Marina de Belém. Die Liste aller Sportbootmarinas der Stadt findet ihr bei Porto de Lisboa hier.

Segeln macht durstig – Rast am Tejo

Makelloses Wetter, volle Fisch-Restaurants, gedeckte Tische im Freien. Gut gefiel mir der „Clube Naval de Lisboa“ direkt vor der Marina de Belém. Hier sitzen Anfang Februar die Menschen in der Sonne, schauen sich die Sonntagsregatta an und genießen Fisch und Meeresfrüchte.

Von Belém zurück an den Cais do Sodre sind es ca 5 km. Was am Tejo Ufer entlang, zu Fuß etwa eineinhalb Stunden bedeutet. Vorbei geht es am MAAT Museum, „Museum of Art, Architecture and Technology“ und unter der lauten Brücke der Ponte 25 de Abril“ hindurch. Hier liegt die Marina „Doca Santo Amaro“ und Fischrestaurants wie das Doca Peixa, 5 Oceans, Doc Cod, Doca de Santo. Alle Restaurants waren brechend voll. Was hier im Sommer los ist, mag ich mir nicht ausdenken.

Cervejaria Ramiro, Lissabon – Ein Erlebnis der besonderen Art

Das Ramiro“ war ein weiterer Tipp auf unserer Liste. Auch Pinterest und die einschlägigen Blogs überschlagen sich mit Empfehlungen und Must-Visit Hinweisen. Selbst Anthony Bourdain hat hier schon gegessen. Da nicht reserviert wird, und wir es Samstags gar nicht erst versuchen wollten, haben wir es Sonntags gewagt. Google kündigt dann durchschnittliche Wartezeiten von nur 30 Minuten an. Nicht schlecht.

Goldener Hummer Ramiro Lissabon
Humorvolle Deko im Ramiro: Goldener Hummer á la Ribéry

Vor dem Ramiro standen etwa 50 Personen in einem abgetrennten Bereich im Freien. Das Vorgehen ist wie folgt: Wie im Supermarkt wird am Automaten eine Nummer gezogen. Vorher müssen Sprache und Anzahl der Personen in das Display eingegeben werden. Die Nummern sind nicht chronologisch, da die Kellner je nach Personenzahl disponieren müssen. Im Wartebereich gibt es eine Zapfanlage für Sagres-Bier, die mit 2€ Münzen gefüttert wird.
Das wirklich Skurrile sind die Durchsagen. Damit niemand seinen Aufruf verpasst, werden die Zahlen mit einer computergenerierten Stimme in jeweiliger Landessprache aufgerufen. Bei uns klang das dann so charmant wie in der „Inglourious Basterds“ Bar Szene: “Vierrr! Vierrr! Sibn! Drrei!“. Dann durften wir die heiligen Hallen betreten. Der Kellner prüft die Nummer und der Tisch wird zugeteilt. Widerspruch zwecklos.

Etwa fünf Sekunden später hatten wir ein Ipad auf dem winzigen Katzentisch, wo wir im „point it“ Stil vorab die Meeresfrüchte anschauen durften. Noch bevor ich überlegen konnte, ob wir jetzt selbst unsere Order in die Küche funken sollten, stand ein Kellner vor uns. „What do you want?“ Freundlich ausgedrückt, könnte man den Service als zügig und effizient bezeichnen.

Höchste Zeit die Paulo Karte zu ziehen, was in dem Trubel schon Mut erforderte.

„Are you João Jajão ? Or is he in here today?“ Der Kellner war verblüfft und ca fünf Sekunden später stand João Jajão vor uns. Wir bestellten Grüße von Paulo aus dem Solar 31, wurden daraufhin mit Handschlag begrüßt und sehr gut bedient.

Die Meeresfrüchte waren tatsächlich vorzüglich. Ein zwei Kilo schwerer „Sapateira“ Krebs, mit einer leckeren Creme aus dem Inneren des Kopfes und „Carabineros“ in Zitronenbutter. Die rote Riesengarnele ist die Königin unter den Gambas.

Carabineros Jumbo Prawns und Sapateiera
Seafood Gemetzel: Carabineros und Sapateira Krebs

Tipp: In den Seafood-Restaurants sind viele Meeresfrüchte mit Kilopreisen ausgezeichnet. Das wirkt auf den ersten Blick gefährlich, weil edle Tiere wie die Carabineros schnell über 80 € pro Kilo kosten. Es kamen dann zwei Stück, die etwa 350 g wogen. Der Taschenkrebs kam auf knapp zwei Kilo, bei einem Kilopreis von etwa 22 €. Aber keine Sorge, man bekommt nicht ungefragt zu viel auf den Tisch gestellt. Am Ende war die Rechnung sehr fair, für Seafood von dieser Qualität.

Im Ramiro gibt es ausschließlich Meeresfrüchte. Keinen Fisch, kein Fleisch, keine Beilagen ausser Brot, Schinken, Käse und Steak-Sandwichs als Dessert. Beim Ramiro muss ich an meinen Lieblings-Veganer-Witz denken.

Gast: „Was kann ich hier als Veganer bestellen?

Kellner: „Ein Taxi!“

Insgesamt hat mir das Ramiro gut gefallen. Neben vielen Touristen waren hauptsächlich Benfica-Fans dort, die an diesem Abend mit Freunden und Familie ausgelassen den Sieg ihres Teams feierten. Ein glückliches Völkchen, diese Portugiesen, dachte ich mir. Sonntags Abends um 22.00 Uhr leidenschaftlich Meeresfrüchte schlemmen und dabei den eigenen Fußball-Club feiern. Respekt.

Am Ende doch noch gefunden: Die rustikale Küche Portugals

Wer einen Blick in das nicht touristische Lissabon werfen will, kann mit der Pendelfähre ab Cais do Sodré in zehn Minuten über den Tejo nach Cacilhas fahren. Die Fahrt selbst bietet schöne Ausblicke auf die Stadt. In Cacilhas war es im Februar einsam, der Besuch fühlte sich wie eine Zeitreise an. Viele Häuser, selbst die mit einer „Million Dollar View“, stehen leer, Geschäfte sind zugenagelt. Touristen kommen um diese Jahreszeit nur hierher, um mit dem Bus zur Christusstatue oder zur Costa da Caparica zu fahren.

Direkt im Fährhafen und in der kleinen Fußgängerzone liegen ein paar Seafood Restaurants. Es gibt auch einen schmalen Fußweg „Rua do Ginjal“ direkt am Flussufer entlang.

Lissabon von Cacilhas gesehen
Perspektive auf Lissabon wechseln, mit der Fähre nach Cacilhas
Restaurante Farol Cacilhas Fähranleger
Zeitreise: Ins Restaurante Farol am FähranlegerLissabon Fähre Cervejaria Farol Casilhas
Carne de porco à Alentejana im Farol
Endlich: Carne de porco à Alentejana!

Unser Ziel war das traditionelle Restaurante Farol mit seiner schönen Leuchtreklame. Es liegt direkt am Fähranleger. Hier habe ich endlich mein traditionelles „Carne de porco à alentejana“ bekommen. Es war deftig, fettig und viel zu viel. Das Rezept will ich demnächst nachkochen, wenn ich wieder Lust auf Meeresfrüchte habe.

Wer trotzdem Appetit auf etwas typisch Portugiesisches bekommen hat, probiert die leckeren Stockfischbällchen „Bolinhos de Bacalhau“ oder die Portugiesische Brotsuppe „Açorda Alentejana“. Rezepte unter den Links.

Und wer gar kein Seafood mag, wird mit dem Frühstück in Portugal glücklich werden. Die Pastelarias und Cafés sind die besten jenseits von Hamburg.

Fazit: Es ist in dieser Stadt unmöglich, dem Tourismus zu entgehen. Ein Geheimtipp ist Lisboa bestimmt nicht mehr. Die Stadt ist so vielseitig: An regnerischen Tagen erinnert das Ufer des Tejo an das Elbufer in Hamburg. Die Straßenschluchten, Straßenbahnen und die Brücke haben was von San Francisco.

Die verwinkelte Altstadt Alfama, mit den vielen Fliesenfassaden und den mittelalterlichen Gassen, steht im Kontrast zu der grafisch angelegten Unterstadt, der „Baixa“, der und dem schicken „Bairro Alto“ oberhalb. Dazu kommt viel Seefahrergefühl, Saudade und Fado. Und wo könnte man in Europa besser Fisch und Seafood genießen als in Lissabon?

Klares Licht im Januar Lissabon
Malerische Alfama, mittelalterliches Stadtviertel
Lissabon Strassenbahn typisch
Vorsicht Photoshoot! Die Strassenbahn kommt

Und was war mit den Selfiesticks?

All die genannten Plätze sind Magnete für die allgegenwärtigen Instagramer. Wo immer ein touristisches Highlight steht oder sich eine schöne Aussicht darbietet, kommt garantiert ein Instagramer um die Ecke. Dieses Frühjahr waren sie in lange Cashmere-Mäntel gehüllt und kamen aus Fernost. Fortwährend produzieren sie Insta Stories. Ich bin sicher, erfolgreich etliche Photobombings durchgeführt zu haben. 😉

Die fliegenden Händler am Rossio und am Praça do Comércio haben sich ganz auf die Touristen eingestellt. Blitzschnell wechseln sie ihre Angebote: Regenschirme, Sonnenbrillen und Selfiesticks. Die braucht man in Lissabon ganz sicher (nicht). Ahoi.

Lissabon Instagramer aus Japan
And Action: #lisboalife #igersportugal usw. nicht vergessen

Und hier meine Empfehlungen für Lissabon im Überblick:

  • Solar 31, da Calçada, Restaurante Bar Cervejaria, nähe Rossio,
    Calçada Garcia 31, 1150-049 Lisboa
  • O Chefe e o Mar – Peixes e Mariscos, 100 m hinter dem Solar 31, zweimal links halten
    1, R. Convento da Encarnação, Lisboa
  • Time Out Market /Mercado da Ribeira, direkt am Cais do Sodré, Tejo Ufer
    Av. 24 de Julho 49, 1200-479 Lisboa
  • Café Janis, gegenüber Time-out Market, R. Moeda 1A, 1200-109 Lisboa
  • Sea Me, Marisqueira Azul und viele andere: Alle im Time Out Market
  • Clube Naval de Lisboa, bei der Marina in Belém, direkt am Wasser,
    Av. Brasília, 1300-501 Lisboa, Belém
  • Cervejaria Ramiro legendäres Meeresfrüchte Restaurant, 700m vom Rossio entfernt,
    Av. Alm. Reis nº1 – H, 1150-007 Lisboa
  • Farol Hotel – on the Water, direkt auf den Klippen, hinter dem Leuchtturm von Cascais
    Av. Rei Humberto II de Italia 7, 2750-800 Cascais
  • Mar do Inferno, Fish and Seafood, auf den Klippen, 10 Fußminuten hinter dem Farol Hotel
    Av. Rei Humberto II de Itália, 2750-800 Cascais
  • Escotilha Bar, zwanglose Bar, direkt am Meerwasserpool Richtung Estoril
    Piscina Alberto Romano – Praia das Moitas, 2750-335 Cascais
  • Restaurante Farol, direkt am Fahranleger in Cacilhas, südliches Tejo Ufer
    Largo Alfredo Diniz (Alex) 1 | Cacilhas, Almada 2800-252
Lissabon Hashtags und MAAT Museum
Hashtags nicht vergessen. Am MAAT Museum an der Brücke

10 Kommentare zu „Lissabon und Cascais im Frühling – Seafood, Sushi und Selfiesticks

    1. Moin Martina, du bist ja schnell. Lissabon ist toll, oder? Wobei die Wellen dort am Atlantik nichts für mich wären. Oder unser Schiffchen. Liebe Grüße Cornelia

      Gefällt 1 Person

  1. Was für ein schöner und informativer Bericht! Da kommen gleich Erinnerungen hoch… Auch eine Idee, im Februar dorthin zu fahren.
    Ich war vor im Oktober 2017 dort , weil ich fälschlicherweise dachte, es sei dann nicht mehr so voll. Weit gefehlt, aber wir gehören andererseits ja selbst zu den Touris. In Cascais und Estoril war es dagegen relativ leer.
    Kulinarische Grüße Nina

    Gefällt 1 Person

    1. Hallo Nina, ja als Tourist ist man immer auch Täter. Ich war überrascht, wie schön das Wetter war. Und es war schon recht voll. Zum Essen gehen aber noch stressfrei, bis auf das Ramiro. Ich kann mir vorstellen, dass im Oktober mittlerweile noch echte Hochsaison ist. Im Februar kann man leider abends nicht draussen sitzen. Aber ansonsten sehr zu empfehlen.
      Liebe Grüße Cornelia

      Like

    1. Gold war ja nur Schaufensterdekoration. Ich glaube wirklich, die haben Ribérys Steak zitiert. War ja zu der Zeit und ist eine Benficakneipe. 😉 Die Muscheln waren der Hammer. Der Krebs reicht mir einmal im Jahr.

      Gefällt 1 Person

  2. Noch ein Nachtrag: Lokalpatriotismus ist ja gut und schön, aber die besten Pastelerias jenseits von Hamburg??? Meinst du das ernst? Ich war schon monatelang in Hamburg, aber darauf wäre ich nie gekommen.
    Und den frischesten Fisch in Deutschland gibt es nicht in Hamburg, sondern in Frankfurt, denn das Frischeparadies ist hier ist nur wenige Kilometer vom Flughafen entfernt, wo bekanntermaßen der meiste Fisch ankommt. Die Fischtheke im Münchner Frischeparadies ist übrigens gerade als die beste in Deutschland ausgezeichnet worden.
    Nichts für ungut, ich finde Hamburg super, aber das musste ich loswerden.
    LG Nina
    P.S. ich bin im April eine Woche in Hamburg: wo ist denn so eine tolle Pasteleria?
    Dann teste ich mal!

    Gefällt 1 Person

    1. Hallo Nina, das meine ich so halbernst. In Hamburg gibt es so viele Pastelarias, sie gehören hier einfach dazu wie in Portugal. Immerhin leben etwa 9000 Portugiesen in der Stadt. Ich empfehle dir das M.i.P und Transmontana auf dem Schulterblatt. Das sind die uralt Cafés, die bislang jeden Hype überlebt haben.
      Und natürlich haben wir auch ein Frischeparadies, mein Lieblingsladen. Auf die 5 Stunden kommt es auch nicht mehr an. Und dann noch ganz viele Händler direkt gegenüber. Hummer Pedersen, Altantik Fisch etc. Viel Fisch kommt auch aus Dänemark und Norwegen. Ich glaube, der wird nicht immer geflogen. Zumindest beim Skrei haben sie in Norwegen erzählt, dass er mit Trucks gefahren wird.
      Und ein bißchen Lokalpatriotismus muss sein. Wir haben doch keine Berge. Liebe Grüße Cornelia

      Gefällt 1 Person

      1. Ja, stimmt, die Portugiesen, da sind wir schon oft zum Abendessen gewesen! Hab ich garnicht dran gedacht! Wird ausprobiert.
        Ich finde Meer eigentlich fast schöner als Berge, wir in Hessen haben nix davon, aber dafür ist beides gleich weit. Das ist doch deine alte Heimat?
        Deinen Skrei mit Senfsoße habe ich diese Saison schon gekocht , mit Belugalinsen- schön und köstlich!
        Liebe Grüße Nina

        Gefällt 1 Person

      2. Ja stimmt auch, meine ganz alte Heimat ist Südhessen. Ihr habt den Odenwald, Taunus, Grie Soß‘ und Äppler. Vermiss ich schon, aber wir sind oft in DA und HP.
        Und nach nun mehr 22 Jahren fühlt man sich hier zu Hause. Heimat wird es sicher nie. Aber dafür ist das Meer näher. Das hilft schon. Kulinarisch ist SH und die Küste aber noch entwicklungsfähig. Ich kann dir sagen…
        Liebe Grüße Cornelia

        Like

Kommentare sind geschlossen.