Peruanisches Lachs Ceviche – in „Tigermilch“ eiskalt gegart

Ausgerechnet Ceviche! Muss „Die See kocht“ auch noch bei diesem Food-Trend mitschwimmen? Ja, muss sie. Denn hier im Blog geht es ums Essen auf oder am Wasser. Fisch und Seafood dürfen da nicht fehlen. Beim Ceviche „kocht“ der Fisch ganz ohne zu kochen. Purer und frischer kann ein Fischgericht nicht schmecken.

Ceviche fertig mit Zwiebeln Rezept Segeln und Bordküche
Sushi muss jetzt tapfer sein: Trendkost Ceviche. Hier mit Lachs

Ceviche ist das neue Sashimi!

Nach den Sushi-Bars machen in den Großstädten jetzt Cevicherias auf. Nein, ich meine nicht „Cervecerias“ Bierbars, sondern Gasthäuser, die sich auf die Rohfisch-Delikatesse spezialisiert haben. Auch auf den Food-Truck Festivals ist Ceviche heimisch geworden. Da der Fisch wirklich frisch sein muss, ist Hamburg ganz klar im Vorteil.

Ceviche fertig auf Salatbeet Rezept Segeln und Bordküche
Das Auge isst mit. Hier mit Gurke, Frühlingszwiebeln und Bete Carpaccio dekoriert

Woher stammt Ceviche?

Ceviche stammt aus Peru und wird dort vor allem an der Küste gegessen. Der kalte Humboldtstrom des Pazifiks sorgte schon immer für reichlich Fisch und Meeresfrüchte. Ceviche ist für die Limeños (Einwohner von Lima) so wichtig wie für uns das Brot. Am 28. Juni ist in Peru sogar der offizielle Tag des Ceviche.

Was ist Ceviche und woher stammt es?

Bereits ab 200 n. Chr. wurde in Peru roher Fisch im säuerlichen Saft der Tumbos (eine Verwandte der Passionsfrucht) mariniert. Die Limetten führten die Spanier erst viel später ein. Verfeinert mit scharfen Zutaten entwickelte sich das Nationalgericht.

Wie viele Arme-Leute-Gerichte ist es vermutlich aus der Not heraus entstanden. Brennmaterial war rar, für ein Feuer war oft keine Zeit. Fisch gab es damals noch im Überfluss. Zusätzlich ist das Marinieren eine gute Methode, um Fisch ohne Kühlung zu konservieren.

Das spanische Wort „Ceviche“ stammt vom peruanischen Quechuawort „siwichi“ ab. Das bedeutete frischer Fisch. Dieser wird grob gewürfelt, in Scheiben geschnitten und mit Limettensaft, der „leche de tigre“ mariniert. Das Eiweiß denaturiert, der Fisch oder das Seafood werden sozusagen kalt „gegart“.

Ceviche aus Peru, Lachs und Steinbeißer Bordküche
Frische Top Qualität ist beim Fisch unverzichtbar

Auf die Frische kommt es an:

Frischer Fisch in Sushi Qualität ist die Grundvoraussetzung. Dazu braucht es nur noch Limetten (notfalls Zitronen oder saurer Orangensaft), eine rote Zwiebel, Pfeffer, Salz, frische Chili und frischen Koriander.

Wissenschaftlich fundiert beschreibt die fantastische Seite seriouseats.com exakt die Vorgänge während des „Garens“. Sehr lesenswert.

Wo kaufe ich frischen Fisch, wie lagere ich ihn?

Frischer Fisch ist in der Kombüse ein schwieriges Thema. Da Fisch in viel kälteren Temperaturen lebt, als ein Warmblüter an Land, vermehren sich schon bei normalen Kühlschranktemperaturen (plus drei Grad) Bakterien und Enzyme schneller als in Fleisch. In der Kühlbox wird es noch schlimmer.

Frischer Fisch sollte diese Kriterien erfüllen:

Falls ihr nicht selbst angeln könnt, achtet beim Einkauf auf einen vertrauenswürdigen Fischhändler. In Hamburg kaufe ich in der großen Elbstraße. Hier wird soviel Fisch umgesetzt, dass ich immer 1A Ware bekomme.

Frischer Fisch riecht nach Meer, aber nie nach Fisch. Diese Regel gilt auch für Shrimps, Tintenfisch und Jakobsmuscheln. Frischer Fisch sieht fest aus und lässt sich nicht eindrücken. Die Augen sollten klar und glänzend sein, die Kiemen hellrot und keinesfalls bräunlich. Wenn Fisch tagelang in Eispfützen schwimmt, ist Vorsicht angesagt.

Ceviche gelingt mit jedem festeren Weißfisch wie zum Beispiel Wolfsbarsch, Dorade, Seebarsch, Steinbutt, Kabeljau, Seezunge oder Steinbeißer. Eine gute Variante für Einsteiger kann auch frischer Lachs sein, so wie in meinem Rezept. Thunfisch lasse ich mal außen vor, seit ich versuche, zu diesen vermeiden. Kauft immer den Fisch, der am frischesten aussieht. Fragt nach „Sushi“ Qualität oder dem „Catch of the day“.

Frisch Fisch Theke Frischeparadies
Riesenauswahl im Frische-Fische-Paradies

Die Lagerung von Fisch

Die beste Art Fisch zu lagern, gibt es nicht. Verarbeitet Fisch möglichst sofort. Mit Eis könnt ihr den Verwesungsprozess etwas verlangsamen. Packt die Fischfilets dazu in einen verschließbaren Gefrierbeutel und legt diesen auf Eis. Bedeckt den Fisch mit einer weiteren Schicht Eis. Als nützlich haben sich blaue Eispacks für die Kühlbox oder auch eine gefrorene Wein-Kühlmanschette erwiesen. Trotzdem bleibt die Lagerung immer nur ein Kompromiss für den Anreisetag. Ich verarbeite den Fisch noch am selben Tag.

Ceviche aus Peru, Fischwürfel, Segeln und Bordküche
Fisch nicht zu dünn schneiden, damit er innen saftig bleibt

Tipps zur Zubereitung:

Schneidet den Fisch nicht zu dünn. Serious-Eats rät, jedes Stück Fisch wie ein kleines Steak zu betrachten. Wie beim Braten auch, entsteht ein Kontrast zwischen dem „gegarten“ Äußeren und dem rohen Inneren. Zu dünn geschnitten, ist der Fisch zu schnell „well done“.

Und jetzt kommen wir zu dem wichtigsten Punkt, dem Marinieren. Bei Serious-Eats gibt es sogar eine Versuchsreihe, die genau zeigt, was die Marinade während der Denaturierung bewirkt. Auf meinen Fotos könnt ihr das auch schon gut erkennen.

Ceviche fertig mit Koriander, Zwiebeln und Tigermilch
Nach zehn Minuten zeigt die Säure deutliche Wirkung: Tigermilch entsteht

Nach einer Minute ist der Fisch äußerlich kaum verändert. Nach fünf Minuten ist er außen schon etwas fester. Trotzdem erinnert er eher noch an Sashimi. Ab 10-15 Minuten Marinierzeit ist er perfekt: Außen mit fester Konsistenz und innen zart und weich. Auch 30 Minuten Garzeit sind noch in Ordnung.

Nach einer Stunde ist der Fisch meist schon zu durch. Und um bei der Steak-Analogie zu bleiben: „Well done“ bekommt dem Fisch nicht gut. Es soll aber Leute geben, die es genau so mögen. Echte Ceviche Puristen marinieren den Fisch nur vier Minuten lang. Jeder wie er mag, das müsst ihr ausprobieren.

Bordküche: Ceviche mit Mango und Kabeljau
Hier wartet Weissfisch und Mango noch auf das Limettenbad
Ceviche aus Peru, gemischt mit Limetten und Zitronen Bordküche
Nach mehreren Stunden, ist der Fisch sehr gut durchgezogen

Und das waren meine Zutaten, als Vorspeise

  • 300 g – 400 g frischer Weißfisch (oder auch Lachsloins)
  • 2-3 Limetten, notfalls Zitrone oder beides gemischt
  • 1 kleine rote Zwiebel
  • Frische Korianderblätter
  • Frischer Chili (Jalapeño im Original, Schärfe nach Geschmack)
  • Salz und Pfeffer aus der Mühle

Und für mein Rezept zusätzlich:

  • Ein Stück Salatgurke
  • Ein paar Radieschen oder kleine Rübchen
  • ein bis zwei Frühlingszwiebeln
  • Wurzelgemüse, Bete oder Blattsalate als Salatbett zum Anrichten
Ceviche aus Peru, Zutat Rübchen Bordküche
Mit Gemüse etwas aufhübschen. Hier bunte Rübchen oder Radieschen
Ceviche fertig mit Koriander, Zwiebeln Bordküche Segelrezepte
Der fettreiche Lachs bleibt länger zart. Weissfisch wird trockener

Hier geht es zur schnellen Zubereitung:

Fisch in Würfel oder Scheiben von knapp einem Zentimeter schneiden. Limetten rollen und auspressen. Die rote Zwiebel in feine Streifen schneiden. Koriander waschen und grob hacken. Chili fein würfeln. Wer es nicht so scharf möchte, entfernt die Kerne vorher.

Alles vermischen, mit Pfeffer und Meersalz abschmecken und nach Geschmack zwischen fünf Minuten und einer halben Stunde marinieren lassen. Ab und zu umrühren. Die Balance zwischen Salz und Säure macht das Ceviche perfekt, deshalb gibt es hier keine exakten Mengenangaben. Mal sind die Limetten trockener, mal saftiger, mal süßer.

Für meine Variante habe ich noch ein paar Rübchen in dünne Scheiben geschnitten, und ein Stück entkernte Gurke gewürfelt und untergemischt. Weil das Auge mitisst, habe ich mein Ceviche auf Bete Carpaccio gebettet und mit Frühlingszwiebelstreifen dekoriert. Jeder andere Blattsalat passt aber auch.

Tipp: Fangt beim erstenmal mit der Ceviche-Basis-Version an. Variieren könnt ihr später mit Mango, Orangen, Avocado, Paprika, Staudensellerie, Möhren, Knoblauch oder Kokosmilch. Wichtig ist, dass das Ceviche weder ein Obst- noch ein Gemüsesalat wird. Fisch oder Meeresfrüchte sind der Hauptbestandteil.

Was ist Tigermilch?

„Leche de tigre“ also Tigermilch, ist die Flüssigkeit, die auf den Tellern zurückbleibt. In Peru ist es üblich, diesen Limetten- und Fischsaftmix nach dem Essen zu trinken. Tigermilch soll ein hervorragendes Mittel gegen Hangover sein. Manchmal wird Tigermilch auch als Aperitif serviert, oft zusammen mit einem Shot „Pisco“. Sozusagen als Vorsorge und Nachsorge in einem.

Werkzeuge: Messer, Brett, Schüssel, Eispacks oder Eiswürfel

Ceviche mit Lachs aus Peru, Zutat Rübchen Bordküche
Erfrischend, scharf und sauer. Ein Must wenn es frischen Fisch gibt. 😉

PS: Und zum Schluss noch ein Blick auf andere Landesküchen. Roh marinierter Fisch steht weltweit auf den Speisekarten.

In Frankreich und auch in Französisch-Polynesien nennt sich das ganze „Poisson Cru“, auf den Fiji Inseln „Kokonda“. Die cremige Kokosmilch spielt hier eine wichtige Rolle. Sie mildert die Säure und macht das Essen gehaltvoller.

In Thailand fand ich roh marinierte Garnelen „Gung Chae Nam Pla“ wunderbar. Hier braucht ihr nur noch Knoblauch, Birds Eye Chili, Fisch Sauce und eine gute Hepatitis A Schutzimpfung.

Auf den Philippinen nennt sich das ganze Kinilaw oder Kilawin. Dieses traditionelle Gericht wird in Palmessig, Limetten und Ingwer eingelegt.

In Spanien und Südamerika gibt es Escabeche, in Italien (Escabecio). Hierzu wird Fisch in Gemüse und Essig eingelegt.

Und zu guter Letzt sind die spanischen Tapas „Boquerones en vinagre“, aber auch heimischer Rollmops und Bismarckhering entfernte Verwandte.

Alles schmeckt lecker. Hauptsache Fisch! 😉

17 Kommentare zu „Peruanisches Lachs Ceviche – in „Tigermilch“ eiskalt gegart

  1. Alles meins!!! Bis auf den Lachs – den mag ich lieber als klassisches Sashimi oder ‚layer-seared‘ (also nur von einer Seite gebraten – der hat dann von knusprig über durch und medium bis hin zum rohen Sashimi alle Texturen). Warum nicht den Lachs? Ich mag als Ceviche keinen öligen Fisch – ich finde das Zusammenspiel mit dem Limettensaft nicht so toll. Bei in Essig mariniertem Fisch ist das etwas anderes…Lachs in Essig mit Schalotten und bissl Knoblauch muss ich mal probieren (eventuell auch mit Koriander…und vielleicht rotem Kampot-Pfeffer? 😉 )

    Ansonsten wie immer ein gnadenlos gut recherchierter Beitrag, leicht verständlich auch für ‚Ceviche-Anfänger‘ – Danke, Cornelia! Und thumbs up für ’no tuna‘ !!

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    1. Hi Tommy,
      Was glaubst du, wie viel Lachs als Sashimi direkt im Mund gelandet ist? 😉
      Ich gebe dir mit dem fetthaltigen Fisch absolut recht, aber dieses makellose Lachsloin sah so lecker aus, dass ich es unbedingt probieren wollte.

      Es stammt wie immer aus dem Frische Paradies, die haben einfach tollen Fisch. Da entscheide ich immer spontan…

      Vorteil für Hamburg!

      Lg Cornelia, von der Stopfleber Forschung

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  2. Ich kenne und mag Ceviche, wobei ich die Varianten mit Wolfsbarsch und Dorade am liebsten esse, weil diese Fische an sich einen sehr tollen Geschmack haben. Aber deine Fotos sind super und speziell das erste mit den gelben Beten und den Radieschen machen mir starken Appetit! Wär vielleicht was als Vorspeise draußen am Wochenende, bevor ich irgendwas grille 🙂
    LG Alex

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    1. Hi Alex, Weißfisch ist natürlich immer die erste Wahl. Der Lachs sah aber so toll aus, dass ich es einfach mal versucht habe. Die Rübchen bzw. Radieschen waren sehr lecker und ziemlich mild. Den bunten Bund gab es im Frische Paradies in Hamburg.

      Mit der gelben Bete war ich nicht so zufrieden, da sie sehr erdig geschmeckt hat. Aber im Foto sieht sie immer toll aus.

      LG Cornelia

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  3. Hallo Cornelia,
    na das werde ich duch mal ausprobieren sobald ich den ersten Wolfsbarsch gefangen habe.
    Gruß
    Bodo

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      1. Hallo Cornelia,
        in Zeeland. Das Gebiet vom Europort Rotterdam bis zur Westerschelde Mündung ist das bekannteste Fanggebiet in den Niederlanden. Wir stehen mit unserem Wohnwagen natürlich mittendrin. Gerade Neeltje Jans und die Oosterschelde sind ein echter Hotspot. In der Ostsee kommt er nur sehr vereinzelt vor aber die Ausbreitung des Bestandes nach Norden nimmt immer mehr zu.
        Gruß
        Bodo

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  4. Meins seit vielen Jahren…
    Mein bestes Ceviche war in einer kleinen Forellenzuchtstation oberhalb von Huancayo in den peruanischen Anden. Man konnte die verarbeitete Forelle noch platschen hören… Und der Berbach nahe genug, um das Feuer zu löschen!

    Zum Poisson cru: Wer im Hafen von Nouméa/Neukaledonien liegt, hat es nicht weit zum Fischmarkt. Es ist der schiere Wahnsinn, allein aus den verschiedenen Tunfischsorten aussuchen zu können. Dringende Empfehlung für die Globetrottel unter uns. Das Wort Kokonda habe ich nie gehört, statt dessen oft „Salade Tahitienne“,, aber das Gericht heißt in Fiji Kokoda, kommt bestimmt dort her
    Bei den internationalen fehlt mir natürlich die tonganische Bezeichung Ota Ika. Roher Fisch. Die Idee mit der Bete ist eine gute. Ich würfele aus dem optischen Grund gern festes Tomatenfleisch hinein.
    Zum Reinsetzen.

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  5. Und schon wieder habe ich was dazugelernt, liebe Cornelia. Das hört sich interessant und lecker an – beim Ansehen Deiner supertollen Fotos läuft einem schon das Wasser im Mund zusammen! In Dyvig können wir frisch gefangenen Fisch direkt vom Fischer / Boot kaufen, insofern gibt’s keine Zweifel hinsichtlich der Frische. Ich glaube, ich probiere das demnächst mal aus mit dem Ceviche. Danke für das schöne Rezept!

    Liebe Grüße, Martina

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    1. Hui, das gibt es da? Da komme ich demnächst mal rüber gesegelt. 😉 Ich wäre allerdings etwas vorsichtiger mit dem rohen Fisch direkt vom Boot. Manchmal haben die Fische „Bewohner“. Fisch vom Händler muss und sollte über dem Leuchtkasten durchleuchtet werden. Ob der Fischer das macht, weiß ich nicht.
      Ich habe nebenan auch schon Butt vom Fischer gekauft, der war sehr gut. Aber wir haben ihn ihn durchgebraten.

      Ach vielleicht bin ich auch nur paranoid, manchmal 😉
      Lg Cornelia

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    1. Genau, unbedingt „kochen“ 😉 Sag doch Bescheid, wie du es zubereitet hast. ICh habe es gestern nochmal mit Mango und Weissfisch gemacht. War auch sehr lecker.
      LG Cornelia

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