Ingwer-Sirup, das Rezept gegen Seekrankheit und gegen den Durst

Heute schreibe ich über ein für mich unbekanntes Thema: Über die Seekrankheit. Zum Glück litt ich noch nie darunter. Was aber nicht heißt, dass es mich nicht doch irgendwann erwischen wird. Den Atlantik mit seiner Dünung habe ich noch nicht überquert.

Hausgemachter Ingwersirup Bordküche Drinks Segeln
Ingwersirup, als Basis für Tee, Soft- oder Longdrinks

Zur Vorbeugung habe ich heute ein schönes Ingwer-Sirup Rezept an Bord. Ingwer ist die einzige natürliche Zutat, die bei Seekrankheit helfen soll. Aber auch ohne Übelkeit schmeckt der Sirup super, zum Beispiel als heißer Tee an kalten Tagen.

Ingwertee Bordküche Rezepte gegen Seekrankheit bei Kälte
Wirkt auch bei Kälte oder Erkältung als Tee.

Bei sommerlichen Temperaturen schmeckt er als zuckerarme Limonade sogar noch besser. Oder als Longdrink mit Gin. Dann wird der Sirup zum Gin & Tonic Deluxe mit einem Hauch von Mojito.

Mit frischer Minze, Gurke oder Limette veredelt, trinkt jeder gerne einen zuviel. Und dann klappt es auch mit der Seekrankheit ;-).

Hausgemachter Ingwersirup Limonade mit LimetteBordküche Segeln
Perfekt auch für Longdrinks mit oder ohne Alkohol

Was ist Seekrankheit überhaupt?

Diese Plage, die irgendwann alle Seefahrer erwischt, ist eine Variante der Reise- oder Bewegungskrankheit (medizinisch: Kinetose). Zum Glück leide und litt ich noch nie darunter. So konnte ich schon als Kind stundenlang hinten im Auto sitzen und dabei noch lesen, malen oder quengeln. So war das früher.

Probleme habe ich heute eher mit der Landkrankheit. Wenn ich wieder festen Boden unter den Füßen habe, schwankt es manchmal bedrohlich.

Seekrankheit soll entstehen, wenn es durch das Geschaukel zu einer Fehlermeldung zwischen dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr und dem Gehirn kommt. Das Auge meldet: „Ich bewege mich nicht“ und das Gleichgewichts-System findet: „Ich bewege mich doch“.

Seekrankheit Horizont anschauen
Wenn es ruppig wird: Festen Punkt fixieren. Hier Kalkgrund.

Die Symptome fangen meist harmlos an. Müdigkeit, Gähnen oder nur Lustlosigkeit. Danach kommen Schwindel und Übelkeit. Schlimmstenfalls noch die große Fischfütterung.

Auch ohne eigene Leidensgeschichte und ohne medizinische Vorkenntnisse, gibt es viele hilfreiche Tipps. Linktipps von echten „Salzbuckeln“ habe ich am Ende des Artikels aufgelistet. Bei ESYS findet ihr sogar eine beeindruckende Linksammlung.

Kann ich gegen Seekrankheit vorbeugen?

Vorbeugen könnt ihr schon am Tag zuvor. Sorgt für ausreichend Schlaf, trinkt am Vorabend nicht zuviel Alkohol. Überflüssig zu erwähnen: Auf Nikotin sowieso und generell verzichten.

Vor der Fahrt solltet ihr eine leichte Mahlzeit zu euch nehmen und nicht mit leerem Magen ablegen. Ein ausgewogenes Frühstück ist immer gut. Trinkt bitte ausreichend viel Wasser.

Während der Fahrt hilft frische Luft. Haltet euch möglichst nicht unter Deck auf. Extreme Gerüche wie Dieseldämpfe oder schwere Essensdüfte bitte vermeiden. Die Seefahrt erprobten Thais verwenden auch gerne Inhalersticks oder Tigerbalm. Das erfrischt sofort und scheint zu helfen. Auf den halsbrecherischen Speedbooten oder Fähren wurde immer recht wenig gek**t.

Gegen Seekrankheit Thai Inhaler Tigerbalm bio Balm
Thailändische Allzweckwaffen: Menthol, Campher, Eukalyptus als Riechsalze

Bei den ersten Anzeichen soll es helfen, einen festen Punkt am Horizont zu fixieren. Noch besser ist es, selbst an die Pinne zu gehen. Nicht lesen oder zuviel auf’s Ipad schauen.

Falls es euch schlimm erwischt hat, begebt euch – wenn möglich – in ruhige Gewässer. Geht auf Anker oder in einen Hafen. Die self-fulfilling prophecy besagt, dass Menschen, die besonders viel Panik vor Seekrankheit haben, diese auch eher bekommen.

Und logisch ist auch: Wenn ich am Abend vor einem Törn wie ein Loch saufe, nicht genug schlafe, lauter ungesundes Zeugs esse und hinterher nicht ausreichend Wasser oder isotonische Getränke trinke, dann ist mir sowieso richtig schlecht. Auch an Land.

Rezepte gegen Seekrankheit Ingwer Limette
Soll helfen. Ingwer und Vitamin C

Plausibel erscheint mir, dass Vitamin C hilft. Vitamin C soll Histamine abbauen. Histamine sind die Hauptverdächtigen in Sachen Seekrankheit. Sauer macht lustig, Zitrusfrüchte sind mein Lebenselixier.

Ingwer – Das Wundermittel gegen Seekrankheit

Ob Seekrank oder nicht, der hausgemachte Ingwersirup mit Limette oder Zitrone schmeckt besser als jede klebrige Cola. Seit ich keine Industrie-Softdrinks mehr kaufe (zu hoher Zuckergehalt und zuviel Plastikmüll) ist der Ingwersirup meine erfrischende Alternative.

Die Zutaten für eine kleine Flasche Sirup, (ergibt zwei bis drei Liter Limonade oder Tee)

  • Saft von 1-2 Zitronen (oder 2-3 Limetten)
  • 300-500 ml Wasser
  • 4 El brauner Zucker oder 1-2 Stücke Palmzucker
  • Dickes Stück frischer Ingwer (100 Gramm)

Tipp: Die Mengenangaben könnt ihr nach Geschmack verändern. Der eine mag es schärfer (mehr Ingwer), der andere süßer (mehr Zucker).

Hier geht es zur Zubereitung:

Zitronensaft auspressen. Ingwer grob schälen und in Stücke schneiden. Wasser, Zucker und Ingwer im Topf aufkochen, bis der Zucker komplett aufgelöst ist. Zitronensaft dazugeben, die Hitze herunterdrehen und kurz köcheln lassen. Gas ausdrehen, zudecken und für zwei bis drei Stunden ziehen lassen.

Hausgemachter Ingwersirup Bordküche Segeln gegen Seekrankheit
Ratzfatz: Ingwer nur grob schneiden und schälen

Den Sud durch ein Sieb in einen zweiten Topf gießen. (Oder Schüssel, falls kein zweiter Topf frei ist). Wer den Sud haltbar machen möchte, muss jetzt noch mal aufkochen. Wer den Sirup sofort verbraucht, kann das diesen Arbeitsschritt weglassen.

Sud Ingwer Rezepte gegen Seekrankheit
Ingwer und Palmzucker zuerst aufkochen

Ganz zum Schluss noch etwas Limetten- oder Zitronenzesten (unbehandelte Schale) in den Sud reiben und kurz mitkochen. Wer den Sirup länger lagern möchte, füllt ihn in eine sterilisierte Flasche und verschließt diese sofort.

Zum Sterilisieren gibt es viele Methoden. Da ich keinen Backofen habe, ich fülle zunächst siedend heißes Wasser langsam in eine Bügel-Flasche, verschließe sie und drehe sie ein paarmal um. Anschließend stelle ich die Flasche mit wieder geöffnetem Verschluss kopfüber noch eine Weile ins heiße Wasser.

Der frisch aufgekochte Sirup kann danach eingefüllt werden. Wenn die Flüssigkeit abkühlt, entsteht ein Vakuum, das die Flasche fest verschließt.

Falls ihr einen Trichter verwendet, sterilisiert ihn sicherheitshalber im heißen Wasser mit. So müssten alle Keime erledigt sein. Bei mir hält der Sirup sowieso nie länger als zwei bis drei Tage.

Der Sirup wird im Verhältnis 1:5 bis 1:10 getrunken.

Werkzeuge: Zwei Töpfe, Sieb, Messer, Reibe, eventuell Trichter

Tipp: Ich habe bewusst wenig gesüßt. Weil sich viele Gaumen an extreme Zuckermengen gewöhnt haben, mag es euch vielleicht zu fad schmecken. Das ist Gewöhnungssache. Ich will zukünftig weniger Zucker konsumieren.

Segelrezepte Die See kocht Ingwer und Rhababerlimonade
Ingwersirup. Das Rhababer-Sirup-Rezept und Etiketten kommen demnächst

PS: Das Rezept für den Rhababersirup gibt es im nächsten Beitrag. Dann bekommt ihr auch die Etiketten zum Runterladen. Ich wünsche einen beschwerdefreien Törn und guten Durst.

Rezepte gegen Seekrankheit Ingwer Limo mit Minze
Durstig geworden? Ich mix mir jetzt einen 😉

Wahrschau: Ich empfehle euch bewußt keine Medikamente. Falls ihr echte Seekrankheit befürchtet, sprecht dazu am besten mit eurem Arzt. Er sagt euch wann und wie ihr die Medikamente richtig dosiert. Bitte beachtet, dass Medikamente immer in den Körper eingreifen. Das gilt insbesondere auch beim Thema Fahrtüchtigkeit.

Schreibt mir doch bitte in den Kommentaren was eure Erfahrungen mit Seekrankheit sind. Vielleicht seid habt ihr noch weitere Tipps. Ich würde mich freuen.

Linksammlung:

Eine beeindruckende Linkssammlung gibt ESYS:

www.esys.org/seekrank

Auch meine amerikanische Lieblingsseite „The boat Galley“ hat hilfreiche Tipps (in englisch)

theboatgalley.com/seasick

Auch auf „Booteblog.net“ Auslöser und Gegenmaßnahmen

seekrankheit-ausloeser-und-gegenmassnahmen

Und hier was Spannendes zum Thema Histamine und Vitamin C (pdf)

aerztezeitung.at

Und noch ein guter Artikel aus der „Welt“

welt.de/reise/article3524107/So-beugen-Sie-der-Seekrankheit-wirksam-vor.html

16 Kommentare zu „Ingwer-Sirup, das Rezept gegen Seekrankheit und gegen den Durst

  1. Du hast recht, man sollte sich auf keinen Fall unter Deck aufhalten, wenn man empfindlich ist. Den Fehler habe ich vor einigen Tagen gemacht, weil ich meinte, ich könnte ja mal kurz die Betten machen. Obwohl ich relativ schnell wieder im Cockpit saß, war mir für den Rest des Tages blümerant – auch noch, als ich schon längst wieder an Land war.

    Ein interessanter Beitrag, ich lerne ja ständig was dazu. Das Rezept für den ingwersirup muss ich unbedingt mal ausprobieren. Und auf den Rhabarbersirup bin ich schon total gespannt, ich bin nämlich verrückt nach Rhabarber!

    Liebe Grüße aus Dyvig ⛵️☀️, Martina

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    1. Upps, so schnell geht das? ich muss gestehen, natürlich eignet sich die Limo besser als Longdrink. Denn ob Ingwer wirkt, kann ich leider nicht überprüfen, da ich ja nicht Seekrank werde. Zum Glück. Aber es kann mich noch treffen… Am schlimmsten finde ich vor dem Wind, oder Raumschots, wenn die Wellen so von hinten reinrauschen. Das kleine Schiff schwimmt dann wie ein Korken…da wird mir auch schon mal komisch. Aber meistens erst an Land.
      Liebe Grüße und genießt das tolle Wetter

      Cornelia

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    2. Also wenn mir schon übel ist. Dann ess ich ein bis zwei braungetüpfelte Bananen. Die wirken Wunder. Einfach ausprobieren ich bin nicht die Einzige!

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      1. Ui – da muss ich eigentlich schon beim Gedanken speien. Oder bei dem Geruch!
        Helfen tut mir gekochtes Obst, dem fehlt die agressive Säure. Ich koche manchmal Äpfel ein zu diesem Zweck.

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  2. Ingwersirup? Hört sich sehr lecker an. So schön kann Seekrankheit sein! 😉 Also das erste Foto schaut ja schon himmlisch aus, da möchte man gern seekrank sein! (Obwohl ich kann da gar nicht mitreden, bin über ein Quietschentchen in der Badewanne nicht hinausgekommen. )

    Liebe Grüße
    Christian

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  3. „Seekrank? Ich doch nicht!“ Das stimmte auch, bis in den Atlantik. Sie kommt auch nicht gleich, nicht solange ich draußen bin. Aber spätestens nach 12 Stunden auf „richtiger“ See wird mir übel. Auch nicht schlimm, aber so, dass ich nicht mehr unter Deck kann – außer zum Schlafen.

    Dummerweise muss man bei längeren Törns auch mal runter…

    Vielleicht probiere ich es mal auf einem kürzeren Törn mit Ingwerwasser oder mit den Bananan. Im Moment denke ich, ich verlass mich lieber auf meinen Kaugummi. Damit bin ich sicher voll einsatzfähig. Zu zweit am Schiff auf hoher See ist das nicht ganz unwichtig.

    Liebe Grüße
    Steffi

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    1. Ich glaube auch, dass der Atlantik die Prüfung ist. Da hilft auch kein Ingwer Wässerchen. Ich habe einen Höllen Respekt. Mit ein bisschen Ostsee Cruising lässt sich das nicht vergleichen…;-) obwohl mir schon das manchmal nicht ganz geheuer ist. …

      Liebe Grüße Cornelia

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      1. Werde ich probieren. Wahrscheinlich musste ich 64 werden und diesen Beitrag lesen, um von dem üblen Übel erlöst zu werden. Mein natürliches Heilmittel heißt übrigens gemeiner Stechapfel oder Engelstrompete. Naja, das Hyoscin auf ein Pflaster aufgebracht… Scopoderm patches.

        Aber im Ernst: es gibt viele verschiedene Arten der Seekrankheit, ich unterscheide schon mal zwei bei den Monohullseglern: die einen mögen nicht rollen (ich schon!), die anderen mögen nicht bolzen (genau, widerlich, darum finde ich die Ostsee auch so gemein, das Abbremsen und Beschleunigen macht’s!). Ganz schlimm war für mich mal ein Törn auf einem Kat. Dieses Gestottere!
        Aber wenn ich Steffi lese, dann gibt es auch welche, wo die Erscheinung zeitversetzt eintritt. Ich „kann“ nach 3-4 Stunden, dafür bin ich nach 12-18 Stunden meist fertig mit dem Thema.

        Das letzte Mal so richtig fies ging es mir beim kurzen Schlag von Tongatapu nach Kelefesia/Tonga. Erklärung: wir hatten einem befreundeten Boot Wurstkonserven aus Neuseeland mitgebracht und wurden zu allem eingeladen, was Seekrankheitsempfindliche meiden soll, all die schönen histaminträchtigen Sachen: konserviertes Fleisch, dazu noch geräuchert, alter Käse und obendrauf noch köstlich-schimmeliger, dazu Rotwein. Dankeschön, war ein guter Abend und ein bescheidener Tag.
        Ich halte mich dran: konserviertes Fleisch erst, nachdem ich „fertig“ bin. Meine Segelheroine aus den 70ern, Beate Kammler, hat das – nichtwissend! – in die richtigen Worte gefasst: „… Leberwurstbrot am Tage des Auslaufens ist ein Killer!“ Stimmt.

        Gruß aus Kapstadt – es ist Zeit zum Übelsein, wir fahren bald nach Brasilien…

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      2. Sehe ich überhaupt nich so – es gibt halt zwei (oder noch viel mehr) verschiedene Seekrankheitstypen, die Roller und die Bolzer. Ich rolle gern und finde bolzen zum Kotzen.
        Und wer nie reisekrank war, hat eine gute Chance, das auch auf dem Atlantik nicht zu sein. Ausnahmen gibt es immer: kopfüber in der Bilge hängen und Dieseldämpfe atmen oder so.
        Mein unempfindlicher Mann kam mal blass ins Cockpit, weil er bei bewegter See erst das Schiff gefilmt und danach unten den Cli angeguckt hatte, das war einfach zu viel.

        Ich hatte ben schon einen Beitrag geschrieben, aber der ist weg?! Jedenfalls freue ich mich auf Ingwersirup und werden weiter histaminträchtiges am Anfang vermeiden. Frei nach Beate Kammler: „Leberwurstbrot am Morgen des Auslaufens ist ein Killer!“

        So isses.
        Gruß aus Kapstadt

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    1. Rollen ist easy, und das ist typisch für die großen Ozeane in der richtigen Richtung, also +/- downwind.
      Schön dass Du den Hhistaminartikel verlinkt hast. Passt zu meinen Erfahrungen, und zum „Leberwurst“-Thema.
      Ich mach jetzt Provisioning. Bis Brasilien oder darüber hinaus. Obst ohne Säure muss noch her.

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      1. Da wünsche ich viel Spaß. Ihr startet von Kapstadt aus, oder? Und das dauert dann wieviele Wochen, 3 oder4? Ich freue mich jedenfalls schon auf neue Geschichten von der AKKA.I n Brasilien war ich leider noch nicht. Vielleicht bekomme ich dann mein Gastrezept. 😉
        Liebe Grüße und fröhliches Provisioning Cornelia

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